Dass der digitale Wandel auch am Urlaubsgeschäft nicht spurlos vorbeigeht, ist bekannt. Auf einer Konferenz im Parc Bit gingen Experten vergangene Woche noch einen Schritt weiter: „Künstliche Intelligenz im Tourismus" lautete das Thema. Vieles blieb vage, aber wenn sich die Teilnehmer in einem Punkt einig waren, dann darin, dass in Zukunft derjenige am besten aufgestellt ist, der seine Kunden am besten kennt und ihr Verhalten am besten vorhersagen kann - Stichwort Big Data. Darüber hinaus nimmt aber auch die Automatisierung Fahrt auf. So stellte der Solinger Stephan Wirth einen Roboter vor, der in den USA und in Asien schon als eine Art Hotel-Laufbursche im Einsatz ist. Der Roboter, dessen Form aufgrund eines großen Hohlraums an eine Wäschetonne erinnert, fährt eigenständig durch das Hotel und liefert etwa Handtücher oder Essen auf die Zimmer. „Relay" weicht Hindernissen aus und kann mithilfe seiner Elektronik den Aufzug rufen und Türen öffnen. Der Hersteller, die Firma Savioke, hat ihren Sitz im Silicon Valley, Wirth ist einer der Gründer. Der Deutsche, der seit sieben Jahren auf Mallorca lebt, ist bei Savioke für die Programmierung der Laufwege der Roboter zuständig. Die Mitglieder seines Teams leben quer über den Globus verstreut, per Videokonferenzen bringen sie sich täglich auf den aktuellen Stand ihrer Arbeit.

Wie viele Roboter arbeiten zurzeit in Spanien in Hotels?

Noch gar keine, zumindest keine von unseren Robotern. Wir sind bisher vor allem in den USA, aber auch in Japan und Singapur präsent.

Scheuen die spanischen Hoteliers Roboter als Mitarbeiter?

Es kann natürlich damit zusammenhängen, dass die Menschen in den USA oder Asien technologieaffiner sind als in Europa. Obwohl die erste Reaktion in den USA auch immer Skepsis ist. Natürlich ist der US-amerikanische Markt näher, weil wir im Silicon Valley sitzen. In Europa befindet sich das gesamte Thema Robotik noch in den Startlöchern.

Wahrscheinlich sind es auch die Kosten, die abschrecken.

In den USA verleihen wir einen Roboter für 2.000 Dollar im Monat an ein Hotel. Das ist weniger, als ein Mitarbeiter im Hotel verdient. Es kann aber sein, dass man die Preise hier in Spanien senken müsste, damit die ersten Hoteliers zuschlagen.

Wobei dann wieder Arbeitsplätze wegfallen würden.

Zumindest unser Roboter kann keine Person komplett ersetzen. Er fährt nur durch das Hotel und liefert Dinge in die Zimmer oder an die Rezeption. Das ist eine simple Aufgabe. Er kann zum Beispiel nicht unterwegs noch ein Tablett aufräumen, das auf dem Boden liegt. Generell hat Technologie aber schon immer den Arbeitsmarkt verändert. Schauen Sie nur, wie viele Arbeitsplätze weggefallen sind, als Traktoren oder Geldautomaten eingeführt wurden. Der Roboter hat bisher aber vor allem Arbeitsplätze geschaffen.

Das ist eine Momentaufnahme. Wozu sind Roboter bald fähig?

Es dauert noch Jahre, bis ein Roboter in Bezug auf die Mechanik so weit ist, dass er die Bewegungen von Menschen und damit einfache Aufgaben wie Hemden zusammenlegen tatsächlich ausführen kann. Bei solchen Dingen sind wir Menschen viel zu schnell. Ganz zu schweigen davon, Kontext zu erkennen oder Schlüsse zu ziehen. In Sachen Kreativität der Menschen wird der Roboter wahrscheinlich nie mitkommen.

Bei der Konferenz wurde betont, wie wichtig für viele Menschen eine personalisierte Betreuung ist. Wie ist das mit dem Einsatz von Robotern vereinbar?

Klar ist der persönliche Umgang weiterhin das A und O. Aber es gibt auch Menschen, die bevorzugen eine Maschine für den Check-in, zum Beispiel wenn gerade eine Busladung Urlauber an der Rezeption ansteht. Ein Roboter, der Botendienste ausführt, gibt dem Personal an der Rezeption wieder mehr Zeit für den Umgang mit den Urlaubern.

Wie fallen die Erfahrungen mit den Robotern in den Hotels aus?

Sehr positiv. In den Bewertungsportalen wird der Roboter sehr häufig positiv hervorgehoben. Vor allem die Kinder lieben ihn.

Gehen Sie davon aus, dass wir in ein paar Jahren in jedem Hotel von Robotern bedient werden?

Es wird sicher mehr geben als heute, und sie werden simple Aufgaben übernehmen, um die Menschen zu entlasten. Aber es ist noch schwer zu sagen, in welchem Ausmaß das passieren wird.