Es ist eine traurige Bilanz, die die balearische Naturbehörde Ibanat zieht, als die letzten Flammen des Großbrands am Donnerstag (28.12.) gegen 18 Uhr endlich ersticken: 80 Hektar Kiefernwald, Buschwerk und Unterholz sind zerstört - mehr als bei jedem anderen Feuer im Jahr 2017.

Es war am Mittwoch (27.12.) gegen 21 Uhr, als ein Kurzschluss in einem Trafo-Häuschen des Stromversorgers Gesa im Waldstück Coll de Síller (zwischen dem Küstenort Port de Pollença und der bei Touristen beliebten Bucht Cala Sant Vicenç) das Feuer entfachte, das fortan 21 Stunden lang wüten sollte. Das Problem: Der starke Wind ließ das Feuer immer weiter anwachsen und sorgte für Schreckensmomente unter den Anwohnern der naheliegenden Siedlungen.

Bereits gegen 21.30 Uhr seien die Flammen von Port de Pollença aus zu sehen gewesen, berichten Augenzeugen. Die Feuerwehr traf ein, doch schnell war klar: Die Sicherheit von rund 60 Familien in den Wohnhäusern am Camí de Cala Bóquer konnte nicht gewährleister werden. Und so wurden die Gebäude evakuiert, auch Rentner und kleine Kinder mussten mehrere Stunden der Nacht in einem Lager oder bei Verwandten verbringen.

Wie die Sicherheitskräfte später erläuterten, waren die ganze Nacht über bis zum Morgen drei Brandherde aktiv: einer nahe der Urbanisation Vilar, der für große Beunruhigung unter den Anwohnern sorgte, sowie einer im Síller-Pass und einer in Formentor nahe der Gesamtschule. Besonders in Alarmbereitschaft waren die Spezialisten von Feuerwehr und Ibanat, als das Feuer drohte, auf ein Gaslager überzugreifen. Doch letztlich konnte das verhindert werden, auch die Wohnhäuser blieben verschont und in den frühen Morgenstunden durften die besorgten Bewohner bereits zurückkehren. "Es handelte sich um eine Vorsichtsmaßnahme", so Bürgermeister Miguel Àngel March, der sichtlich erleichtert war, dass niemand verletzt wurde.

Während die Anwohner aufatmeten, war für die Einsatzkräfte aber noch lange nicht Schluss. Zwar vermeldete das Ibanat auf Twitter gegen 8.30 Uhr, dass die Flammen unter Kontrolle seien. Doch es sollte noch zehn weitere Stunden dauern, bis sie auch tatsächlich erloschen. Zum Einsatz kamen mit Tagesanbruch auch ein Helikopter. Über Nacht war es nicht möglich gewesen, aus Hilfe aus der Luft zu setzen, da die Sturmböen mit mehr als 60 Stundenkilometern über den Norden der Insel pfiffen. Um am Boden besser agieren zu können, sperten die Einsatzkräfte die Landstraße nach Formentor ab dem Kreisverkehr in Port de Pollença sowie Zufahrtsstraßen zu mehreren Urbanisationen. Alle sind am Freitag (29.12.) wieder frei.

Dass es in dem besagten Waldstück am Coll de Síller brennt, ist nicht ungewöhnlich. Allein in den vergangenen 23 Jahren kam dies nun schon vier Mal vor - im März 1994, im Februar 1999, im März 2005 und jetzt im Dezember. Dass der Brand dieses Mal zu einem wahren Inferno wurde, ist vor allem dem Sturm "Bruno" zu verdanken. Dieser schwachte am Donnerstag langsam ab, jedoch nicht ohne zahlreiche Sturmschäden auf der ganzen Insel zu hinterlassen. Auch unabhängig vom Brand gingen bei der Notrufzentrale 112 rund 30 Anrufe wegen Sturmschäden ein.

Die Ministerpräsidentin der Balearen, Francina Armengol, äußerte sich per Twitter besorgt über den Brand. Den an den Löscharbeiten Beteiligten sprach sie Mut zu. Der balearische Umweltminister Vicenç Vidal und Finanzministerin Catalina Cladera fanden sich persönlich in den frühen Morgenstunden am Einsatzort ein, um sich aus erster Hand über die Fortschritte und Auswirkungen des Brandes zu informieren. Sie lobten die Arbeit der Einsatzkräfte als "exzellent". /tg, somo