Der Sprachenstreit auf Mallorca kocht wieder hoch, seit ein Bericht des Bildungsministeriums in Madrid die Spanisch-Kenntnisse der Inselschüler in Frage stellt. Mehrere Politiker fordern deshalb, den auf Katalanisch stattfindenen Unterricht verstärkt auf Spanisch anzubieten. Die balearische Landesregierung wiegelt hingegen ab, verteidigt das aktuelle Sprachmodell und zweifelt an der Aussagekraft der Studie.

Grundlage für den Vergleich bilden die Ergebnisse der sogenannten selectividad - also die an den Universitäten des Landes stattfindenen Aufnahmeprüfungen für den Zugang zur Hochschule. Im Fach Spanisch schnitt im vergangenen Jahr keine Region so schlecht ab wie die Balearen.

Auf der Zensurenskala von 0 bis 10 betrug der Notendurchschnitt der Balearen-Abiturienten im Prüfungsteil „Sprache und spanische Literatur" lediglich 5,64 und damit deutlich unter dem nationalen Schnitt von 6,45. Außerdem fielen in keiner Region so viele Schüler durch. Die Durchfallquote lag bei über 28 Prozent, das spanische Mittel bei nur knapp 18 Prozent.

Gegner des Unterrichts auf Katalanisch sehen sich durch den regionalen Vergleich in ihrer Kritik bestärkt. Schließlich hinke das Spanischniveau auch in anderen zweisprachigen Regionen hinterher. Denn auch die Ergebnisse im Baskenland (Notenschnitt 6,03; Durchfallquote 24 Prozent) und Galicien (Schnitt 6,34; Durchfallquote 17 Prozent) weise auf die Problematik der Zweisprachigkeit hin. Die Region Katalonien passt hingegen nicht in dieses Schema. Obwohl dort an allen Schulen auf Katalanisch unterrichtet wird, liegen die Ergebnisse im Fach Spanisch durchaus im spanischen Mittel (Notenschnitt 6,41; Durchfallquote mit 17 Prozent sogar unter dem landesweiten Schnitt).

Zwar lassen sich die Zahlen nur bedingt miteinander vergleichen. Denn jede Region führt die Prüfungen eigenständig durch, sodass die Bewertungen und Noten unterschiedlichen Kriterien unterliegen können. Deutlich wird jedoch, dass die Schüler in ihren jeweiligen Regionalsprachen - Katalanisch, Baskisch oder Galicisch - überwiegend besser abschneiden. Auf den Balearen lag der Notendurchschnitt im Prüfungsteil Katalanisch bei 6,37 Prozent, die Durchfallquote bei 19 Prozent, also deutlich besser als im Prüfungsteil Spanisch.

Die Ciudadanos-Politikerin Olga Ballester wettert deshalb gegen die leeren Versprechen des balearischen Bildungsministers Martí March. Dieser habe erklärt, der Unterricht auf Katalanisch führe dazu, dass die Schüler beide Sprachen gleich gut lernen würden. Stattdessen liege das Spanisch-Niveau nun eindeutig unter dem der Regionalsprache und schneide im überregionalen Vergleich sogar „desaströs" ab. „Die Behauptung, man lerne Spanisch allein über das Fernsehen, ist aus pädagogischer Sicht nicht mehr haltbar", so Ballester.

Die geringe Spanisch-Kompetenz führe zur Benachteiligung der Schüler der Balearen. Deshalb müsse man es den Eltern künftig freistellen, ob sie ihre Kinder auf Katalanisch oder Spanisch unterrichten lassen wollen, wiederholte die Politikerin eine alte, meist von konservativen Parteien gestellte Forderung.

Die Landesregierung aber wiegelt ab. Die regional unterschiedlich bewerteten Aufnahmeprüfungen zum Hochschulsystem ließen keinerlei Vergleich zu, betonte Sprecherin Pilar Costa. Dennoch werde die Balearen-Universität UIB die Daten prüfen. Die Landesregierung werde weiterhin dafür kämpfen, „dass die Schüler in allen Fächern so gut wie möglich abschneiden, sei es nun in Sprachen oder in anderen Fächern", so Costa. Das vergangene Jahr sei außerdem nicht repräsentativ, da die Prüfungen durch die Bildungsreform sehr ungleich abliefen. Im Jahr zuvor, 2016, hätten die Balearen-Schüler im Durchschnitt fast eine halbe Zensur über dem spanischen Mittel gelegen.

Unterrichtsmodelle

Der spanische Bildungsminister Íñigo Méndez de Vigo plädierte indes dafür, das Unterrichtsmodell in allen zweisprachigen Regionen Spaniens zu vereinheitlichen. Während in Katalonien an allen Schulen grundsätzlich auf Katalanisch unterrichtet wird, ist das in anderen zweisprachigen Regionen anders geregelt. Das entgegengesetzte Extrem bildet die Region Galicien, wo der Unterricht grundsätzlich zweisprachig (je nach Fach auf Galicisch, oder Spanisch) stattfindet.

Die Balearen orientieren sich stark am Katalonien-Modell. An 67 Prozent aller Schulen wird ausschließlich auf Katalanisch unterrichtet. In 30 Prozent findet zweiprachiger (oder durch Hinzunahme einer Fremdsprache dreisprachiger) Unterricht statt. In nur 2 Prozent der Schulen wird die Regionalsprache ausschließlich im Katalanisch-Unterricht gesprochen.