Zwar ist eigentlich erst der Donnerstag der Tag der Ausblicke auf das laufende Jahr bei der Tourismusmesse ITB in Berlin. Aber bereits zum Auftakt am Mittwoch (7.3.) war der zu erwartende Urlauberstrom eines der bestimmenden Themen. Zumindest, wenn man sich abseits der Pressekonferenzen und offiziellen Erklärungen umhörte.

Nachdem in den vergangenen Wochen das Schreckensszenario herumgeisterte, dass sich die traditionellen Konkurrenzziele von Mallorca und den restlichen Balearen-Inseln in schwindelerregendem Tempo erholen und etwa Antalya ein Buchungsplus von rund 100 Prozent in diesem Jahr erwartet, malte so mancher Hotelier schon in düsteren Farben aus, was Mallorca in diesem Jahr blüht. Maria Frontera, die neue Präsidentin der mallorquinischen Hoteliervereinigung FEHM, sprach zwischenzeitlich davon, dass eine Million Urlauber weniger auf die Balearen kommen könnten. Auch am Balearen-Stand auf der ITB machte sie ein sorgenvolles Gesicht. „Das wird kein Rekordjahr, schon gar nicht im Sommer", sagte sie. Zu schwer wiege die Verdopplung der Touristensteuer in der Hochsaison, und zu deutlich sei die Erholung der anderen Mittelmeerziele, mit denen man preislich nicht mithalten könne.

In dieselbe Kerbe schlägt der Reiseveranstalter Alltours. Zwar sei man verhalten optimistisch hinsichtlich der Mallorca-Buchungen für die kommende Hauptsaison. Die Entwicklung in Spanien insgesamt sei aber zurückhaltender nach den guten Zahlen des vergangenen Jahres, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Mallorca und die Kanarischen Inseln hätten das Niveau von 2017 beim Umsatz erreicht, nicht jedoch bei den Gästezahlen.

Zahlreiche Häuser, die deutlich teurer geworden seien, könnten nicht an die Entwicklung preisbewusster Häuser anknüpfen. „Zudem stößt die angekündigte Verdopplung der Touristensteuer auf den Balearen in der Hochsaison bei den Gästen auf absolutes Unverständnis und wirkt sich hemmend auf das Buchungsverhalten aus", wird Markus Daldrup zitiert, Vorsitzender der Geschäftsführung von Alltours Flugreisen.

Dass die Verdopplung der Urlaubersteuer bei den Touristen für Unverständnis sorge, hat dagegen Xisco Martínez, der Vertriebsdirektor von Iberostar, nicht beob­achtet. „Das ist doch hier auf der ITB überhaupt kein Thema, oder haben Sie irgend jemanden lamentieren hören?", fragt er den Reporter. Überhaupt reagierten die Deutschen bei dem Thema sehr verständnisvoll. Bei der großen Hotelkette auf Mallorca ist zwar auch kein weiteres signifikantes Wachstum im Sommer zu erwarten. „Aber das ging ja auch gar nicht mehr. Trotzdem sind wir optimistisch." Derzeit, zu einem allerdings noch frühen Zeitpunkt, lägen die Buchungen für seine Kette im Sommer zwischen fünf und acht Prozent unter denen des Vorjahres. Schlaflose Nächte bereitet das Martínez nicht. „Einige Märkte, wie Spanien oder Russland, sind noch gar nicht angelaufen." Zudem seien die Buchungszahlen für die Monate April bis Juni sehr zufrieden­stellend. Auch Marek Andryszak, Tui-Deutschland-Chef, hatte kürzlich für sein Unternehmen ein Buchungsplus von leicht über fünf Prozent für Mallorca prophezeit.

Wie denn auch sei: Die Regierung wäre nicht böse, wenn es dieses Jahr im Sommer nicht ganz so voll würde. Ein Sprecher der Ministerpräsidentin Francina Armengol sagte der MZ: „Seit sechs Jahren passt im Sommer ja eigentlich schon niemand mehr auf die Insel." Die Nebensaison funktioniere dagegen immer besser. Klar sei, dass vor allem die Monate Februar bis Mai sowie Oktober und November gerade im deutschen Markt sehr gut liefen. Laut Tourismus­ministerin Bel Busquets machten die deutschen Urlauber in den Monaten April und Mai rund 37 Prozent aller Balearen-Touristen aus, im August hingegen nur 23 Prozent. 2017 reisten insgesamt etwa 4,5 Millionen Deutsche nach Mallorca, so offizielle Statistiken.

In einer Ansprache auf Deutsch stellte Busquets zudem mit der Touristensteuer finanzierte Projekte vor. Von zwei deutschen Journalisten sei man auf Projekte in der Serra de Tramuntana angesprochen worden, hieß es bei der Regierungsdelegation. „Das hat uns erstaunt. Auf so etwas sprechen dich ja nicht einmal einheimische Reporter an", wunderte sich der Sprecher.

Offenbar scheint sich inzwischen sogar die Zentralregierung in Madrid mit der Touristensteuer abgefunden zu haben. General­direktorin Matilde Asian sagte am Rande der Messe, dass selbst die Verdopplung nicht dazu beitragen werde, dass die Inseln weniger voll seien. In diesen Zeiten ist es ja schon eine Nachricht, wenn Madrid den Balearen bei einem der Vorhaben einmal nicht in die Parade fährt.