23 Hotelierverbände zählt Mallorca zurzeit, 15 davon haben einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Und bei 10 von 15 Verbänden ist dieser Geschäftsführer eine Frau. Sei es nun Saskia Swan, die für Santa Ponça zuständig ist, Patricia Lliteras an der Playa de Palma oder die Deutsch-Mallorquinerin Carmen Zierer, die fünf Jahre lang an der Spitze des Verbandes von Pollença stand und seit etwa einem Monat die Geschäfte der Verbände in Alcúdia und Can Picafort leitet - Frauen sind in diesen Führungspositionen inzwischen nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Und man muss ja nur nach ganz oben schauen: An der Spitze des mallorquinischen Hotelierverbandes steht seit Januar 2018 mit María Frontera ebenfalls eine Frau. Und ihre Vorgängerin war Inmaculada de Benito - Frauen­power in der Branche.

„Das ist in meinen Augen kein Wunder", sagt Carmen Zierer im Gespräch mit der MZ. „Schauen Sie nur mal, wie viele Hotelketten auf der Insel von Frauen geleitet werden." Tatsächlich wurden zwar die meisten der Unternehmen vor Jahrzehnten von Männern gegründet, das Sagen hat aber heute die zweite Generation, und da häufig die Frauen. So etwa Begoña und Aina Amengual bei Mac Hotels und der Nobelmarke Pure Salt, Margalida Ramis bei Grupotel oder auch Carmen Riu beim gleichnamigen Hotelgiganten, den sie gemeinsam mit ihrem Bruder Luis Riu leitet.

Trotz allem war es für Carmen Zierer nach eigenen Angaben nicht immer ganz einfach, sich als Frau in dem Geschäft durchzusetzen. Doch die 54-Jährige hat lange Erfahrung in der Branche. Bereits als 16-Jährige arbeitete die Tochter eines Münchners und einer Mallorquinerin an der Rezeption eines Hotels in Arenal. Mit Anfang 20 ging sie zwei Jahre nach Italien, um auch dort an der Rezeption eines Hotels zu arbeiten. Zurück in Alcúdia leitete sie zehn Jahre lang ein Restaurant, bevor sie den Posten als Geschäftsführerin der Agroturismos auf der Insel angetragen bekam, sicher auch wegen ihrer Sprachkenntnisse, wie Zierer sagt. Neben ihren Muttersprachen Spanisch, Mallorquinisch und Deutsch spricht sie auch Italienisch, Französisch und Englisch.

Als dann in Pollença ein Geschäftsführer für den Hotelier­verband gesucht wurde, war Zierer zur Stelle. „Da musste ich am Anfang schon mehr als einmal Charakter zeigen und meine Muskeln spielen lassen, um mich durchzusetzen", erinnert sich Zierer. Sonst könne es schon ­passieren, dass man als Frau nicht ernst genommen werde. „Auch hatte ich das Gefühl, dass manche Männer uns Frauen häufig nicht das Durchhaltevermögen für eine solche Position zutrauen." Manchmal müsse sie vielleicht ein wenig mehr ihre Kenntnisse unter Beweis stellen als ein Mann.

Von oben herab sei sie aber nicht behandelt worden, dafür seien Frauen in leitenden Positionen im Tourismus schon zu weit verbreitet. Das hänge damit zusammen, dass viele Frauen in dieser Branche besser ausgebildet seien als Männer. „Vor 20 Jahren war das noch anders, da war es schwierig, eine Frau etwa als Hotelchefin zu finden", sagt Zierer.

Immerhin schon über sieben Jahre ist ihre Amtskollegin Patricia Lliteras bereits Geschäftsführerin des einflussreichen Verbandes der Hoteliers an der Playa de Palma. Die erst 36-jährige Mallorquinerin hatte sich im Jahr 2003 auf gut Glück („ich war als Saisonkraft am Flughafen angestellt, wollte aber das ganze Jahr über arbeiten") für eine Verwaltungsstelle im Verband beworben und wurde genommen. Damals war Inma de Benito Geschäftsführerin an der Playa de Palma. „Als sie dann die Verantwortung für den Gesamtverband übernahm, wurde zunächst ein Mann ihr Nachfolger. Das funktionierte aber nicht besonders gut, sodass man mich fragte, ob ich mir den Posten vorstellen könnte", erzählt die am Telefon noch beinahe jugendlich wirkende Lliteras.

Sie könne sich noch gut daran erinnern, wie sie bei den ersten Treffen mit anderen Hotelierverbänden auf der Insel feststellte, dass viele der Geschäftsführer Frauen waren. „Da war ich wirklich sehr positiv überrascht", sagt Lliteras. Auch wenn viele Präsidentenposten heute noch von Männern bekleidet werden. Ob das bedeute, dass die Männer eher repräsentieren und die Frauen eher die seien, die die tatsächliche Arbeit machen? Lliteras lacht und verneint, aber hundertprozentig überzeugt klingt sie dabei nicht. Die Frauen machten einfach eine tolle Arbeit in diesem Bereich, sagt sie nach kurzer Zeit.

Was aber nicht immer von allen Seiten so anerkannt werde. „Gerade am Anfang habe ich gemerkt, dass bei Verhandlungen die Gesprächspartner, wenn es Männer waren, manchmal ein wenig der Respekt gefehlt hat. Mein noch recht geringes Alter hat das sicher noch verstärkt", erzählt Lliteras. Inzwischen habe sich das aber gebessert, vor allem beim Umgang mit den öffentlichen Institutionen. „Heute sind in den Rathäusern von Palma und Llucmajor viele Führungspositionen mit Frauen besetzt."

Auf ihre Arbeit an der Playa de Palma ist Lliteras stolz. Als sie begonnen habe, sei es undenkbar gewesen, dass es eines Tages Fünf-Sterne-Hotels in dieser Gegend geben könnte. „Jetzt fehlt nur noch, dass sich die öffentliche Hand auch etwas mehr um die Instandsetzung der Infrastruktur kümmert." Dann könne die Playa endlich auch ihren letzten Rest des einstigen Schmuddel­images ablegen. „Und übrigens", schiebt sie energisch hinterher, „werden wir in der kommenden Saison auch Urlauber, die sich nicht benehmen können, rigoros aus den Hotels werfen." Patricia Lliteras ist eine Frau der klaren Worte.