Die Plastiktüte, die von einer seichten Windböe über die leere Straße in der Cala Murada gefegt wird, erinnert an den typischen Strohballen eines Western-Films. Viel ist derzeit nicht los in der Bucht im Inselosten. Aber immerhin: Eine Autowerkstatt hat geöffnet, auch ein paar Lokale. Ansonsten ist es ruhig.

693 Einwohner zählt das Küstenörtchen offiziell. Im Sommer nächtigen hier auch schon mal 6.000. Vor allem Deutsche zieht es dann in ihre Ferienhäuschen. Ein paar Mallorquiner sind aber auch darunter. Pedro zum Beispiel, der an der Eingangstür einer Kneipe eine Zigarette raucht und ganzjährig in der Cala Murada wohnt. „Die Touristen sind mittlerweile auf den Ort aufmerksam geworden. Aber für das Rathaus sind wir immer noch die vergessene Bucht."

Seinen Eindruck teilen viele in Cala Murada, und das eigentlich schon immer. „Die Verantwortlichen in Manacor ziehen Porto Cristo grundsätzlich vor", bewertet auch Gunnar Körner. Der Deutsche hat seit 2003 ein Häuschen in der Cala Murada. „Vielleicht, weil in Porto Cristo der Hafen ist oder die Drachenhöhlen", vermutet er. Das sehe man schon an Kleinigkeiten wie der Strandpromenade, die dringend besser gepflegt werden müsse. „Das Einzige, was die Stadt machen lässt, ist Rasenmähen. Aber ein schönes Bild gibt sie trotzdem nicht ab." Auch die Kanalisation sei mangelhaft, bei Regen kämen die Gullis nahe der Strandbar hoch und Fäkalien gelangten ins Meer. Zwar wurde die Pumpe ausgetauscht, und es sei mittlerweile etwas besser mit dem Gestank. Aber eben nur ein bisschen. „Es dauert alles sehr, sehr lange, bis sich hier mal etwas bewegt", so Körner.

So auch die Sache mit den Laternen. Im vergangenen Februar 2017 habe die Stadt Manacor endlich die Bürgersteige neu machen lassen, die von den Wurzeln der Kiefern ganz kaputt waren. „Nur um sie dann im Sommer wieder aufzustemmen, weil neue Stromkabel verlegt wurden." In diesem Januar seien dann endlich neue Laternen aufgestellt worden, allein: Sie sind noch nicht angeschlossen. Bisher müssen weiter die alten herhalten, die schon bei geringen Niederschlagsmengen zu flackern beginnen. „Hier geht es halt nur Schritt für Schritt voran, wir werden stiefmütterlich behandelt", findet Körner. Immerhin sei man noch besser dran als in der Nachbargemeinde Cales de Mallorca. Da passiere noch viel weniger.

Tatsächlich geht es in Cala Murada nahezu geschäftig zu, wenn man es mit dem Nachbarort vergleicht. Dort ist kaum jemand auf der Straße, das kleine Shopping-Terrain ist im Februar gänzlich geschlossen. In mehreren Grünzonen wuchert Unkraut vor sich hin, daneben stehen abgestorbene Palmen und bilden einen Einklang mit toten Pflanzen in Blumenkübeln am Straßenrand.

„Die Straßen und öffentlichen Plätze in Cales de Mallorca sind nicht Eigentum der Stadt", sagt Rathaussprecher Joan Sitges auf MZ-Nachfrage. Anders als in Cala Murada seien dementsprechend die Anwohner für die Instandhaltung zuständig. „Wir greifen nur ein, wenn eine Gefahr für die Öffentlichkeit besteht."

Schon seit vielen Jahren beschweren sich Anwohner von Cales de Mallorca darüber, dass die offizielle Abnahme durch das Rathaus von Manacor nicht erfolgt - auch, weil sie bis heute selbst für die Kosten der Kanalisation aufkommen müssen. „Das muss sich endlich mal ändern", findet Anwohnerin María Fuster, die gerade ihren Hund ausführt.

Der Oppositionsführer im Gemeinderat Miquel Oliver (Més-Esquerra) heizt die Debatte weiter an. Das Rathaus sei schuld daran, dass sich die Abnahme immer wieder verzögere. Das weist Sprecher Joan Sitges zurück. 1960 sei die Urbanisation Cales de Mallorca aus privater Initiative aus dem Boden gestampft worden. Anders als in Cala Murada seien hier nicht die erforderlichen Abnahmeanträge der Anwohner in der Gemeindeverwaltung eingegangen - und fehlten teilweise bis heute. „Wir arbeiten intensiv daran, die Abnahme umzusetzen", so Sitges. Er sei zuversichtlich, dass es noch in dieser Legislaturperiode passieren werde.

Vielleicht geht es in Cales de Mallorca dann endlich voran. Zumindest Schritt für Schritt, so wie in der Nachbargemeinde Cala Murada. „Mehr kann man wohl nicht erwarten", so Anwohnerin María Fuster.