Es war der größte Waldbrand in der Geschichte von Mallorca: Vier Tage lang wüteten die Flammen im Juli 2013 und zerstörten rund 2.400 Hektar Landschaft. Jetzt fordert die Staatsanwaltschaft in Palma de Mallorca eine Haftstrafe von 7,5 Jahren für den mutmaßlichen Brandstifter. Die Verteidigung plädiert auf Freispruch - denn der 56-Jährige habe keinesfalls mit böser Absicht gehandelt.

Es war gegen 12 Uhr mittags an jenem 26. Juli 2013, als der Beschuldigte - ein Anwohner von Andratx - Reste eines Grillabends in einer Schubkarre auf dem Gelände einer privaten Finca entlud - mitten auf einen Haufen Geäst, und ohne die noch glühenden Kohlen vollends zu löschen. Unbedarft zog er von dannen, und das Gestrüpp fing Flammen. Es war ein heißer Tag, 38 Grad wurden gemessen, wie es nun in der Anklageschrift heißt. Und mitten in der Waldbrandsaison.

Er habe versucht, die Flammen zu löschen, verteidigt sich der Angeklagte nun. Er sei zurückgekehrt, als er den Rauch bemerkte. Doch da sei es bereits zu spät gewesen, der Wind heizte das Feuer weiter an, die trockenen Kiefernnadeln auf dem Boden taten ihr Übriges. Schon bald war der Brand auch für die Profis der Feuerwehr nicht mehr zu stoppen. Er breitete sich über das geschützte Gebiet der Serra de Tramuntana aus, zog weiter über die Cala de ses Ortigues und Cala Estellencs bis hin zur beliebten Wanderfinca Galatzó. 4.600 Bäume brannten ab, auch Tausende Hektar Unterholz wurden zerstört. In Estellencs mussten rund 750 Menschen ihre Häuser verlassen, da sich die Flammen gefährlich nah an einer Wohnsiedlung ausbreiteten. Erst vier Tage später, am Mittag des 30. Juli, konnte Entwarnung gegeben werden.

Die entstandenen Kosten sind enorm. Allein der Einsatz der Boden- und Lufttruppen der Feuerwehr und der Waldbrandbekämpfungsprofis des balearischen Umweltministeriums beliefen sich auf mehr als eine Million Euro, die Gemeinde Andratx musste knapp 100.000 Euro aufbringen, um die beim Brand beschädigten Grundwasserspeicher wieder herzurichten. Der Schaden für die Forstwirtschaft wird auf mehr als 3 Millionen Euro geschätzt, eine weitere Million ging für die Sperrung und Restaurierung der Schnellstraße Ma-10 drauf, die ebenfalls durch die Flammen in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Sollte die Staatsanwaltschaft ihre Forderungen durchsetzen, so muss der Angeklagte neben der Haftstrafe auch für eine Entschädigung aufkommen. Gefordert wird, dass er zwei Jahre lang täglich 6 Euro zahlen muss. Diese sollen sowohl den Eigentümern der verbrannten Flächen als auch den Behörden zukommen. /somo