Der Protest gegen die Festnahme des früheren katalanischen Ministerpräsidenten Carles Puigdemont hat auch Mallorca erreicht. Rund 400 Demonstranten forderten am Montagabend (26.3.) vor der Delegation der Zentralregierung in Palma de Mallorca die Freilassung des ehemaligen katalanischen Ministerpräsidenten sowie der anderen in Spanien verhafteten Organisatoren des am 1. Oktober durchgeführten Unabhängigkeitsreferendums.

Die Proteste verliefen friedlich. Auf den Transparenten forderten die Demonstranten "Freiheit für die politschen Gefangenen" oder bezichtigten den spanischen Zentralstaat der "Diktatur". In der katalanischen Hauptstadt Barcelona war es bereits am Sonntag (25.3.) zu teilweise gewaltsamen Protesten und Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Dabei wurden rund 100 Personen verletzt. Die Polizei nahm rund ein Dutzend Demonstranten fest.

Auslöser für die Proteste in Katalonien und auf Mallorca war die Festnahme Puigdemonts in Deutschland. Puigdemont hatte sich seit Oktober hauptsächlich in Belgien aufgehalten und die Woche zuvor zu einer Konferenz nach Helsinki gereist. Spanien ließ daraufhin den zunächst zurückgegzogenen europäischen Haftbefehl aktivieren. Die deutsche Kriminalpolizei reagierte auf diesen Haftbefehl und nahm Puigdemont am Sonntagvormittag (25.3.) an einer Autobahnhaltestelle fest, nachdem dieser mit einem Pkw aus Dänemark nach Deutschland eingereist war.

Am Montag (26.3.) wurde Puigdemont in Schleswig Holstein zunächst einem Richter vorgeführt, der zunächst die Identität feststellte. Medienberichten zufolge hatte der spanische Geheimdienst den von Puigdemont in Belgien benutzten Wagen mit einem Sender ausgestattet. Als sich das Auto schließlich von Belgien in Richtung Skandinavien bewegte, konnten die Fahnder davon ausgehen, dass Puigdemont versuchen würde, Finnland auf dem Landweg zu verlassen. In Koordination mit der deutschen Polizei konnte er festgenommen werden. Man habe Deutschland, und nicht etwa Dänemark, als Ort für die Festnahme gewählt, weil der Austausch zwischen den Behörden besonders gut funktioniere.

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Puigdemont wurde am Montag (26.3.) zunächst dem Amtsgericht Neumünster vorgeführt. In einer sogenannten Festhalteanordnung eröffnete das Gericht dem 55-Jährigen und seinen angereisten Verteidigern zunächst den Grund für die Festnahme. Das Gericht entschied, Puigdemont in Untersuchungshaft zu belassen, während der Fall dem Oberlandesgericht in Schleswig übergeben wird. Dieses muss unter anderem prüfen, ob der von der spanischen Justiz geltend gemachte Straftatbestand der "Rebellion" eine Entsprechung im deutschen Recht hat. /tg