Es dürfte sich mittlerweile he­rum­gesprochen haben, dass Handling-Mitarbeiter am Flughafen von Palma nicht unbedingt den

Traumjob schlechthin haben: Die meisten derjenigen, die sich um Check-in, Gepäck oder Fluggastbrücken kümmern, kommen am Monatsende mit Ach und Krach auf 1.000 Euro Bruttoverdienst, viele schuften in mehreren Schichten bei mehreren Anbietern bis zu 14 Stunden täglich. Und es sieht so aus, als würde sich die Situation in diesem Jahr am Flughafen noch verschärfen.

Los ging es im Dezember, als die Fluggesellschaft Niki von einem Tag auf den anderen pleite war. Damals liefen 300 Mitarbeiter des Handling-Anbieters Acciona Airport Services Gefahr, ihren Job zu verlieren. Niki und zuvor Air Berlin waren Kunden von ­Acciona. Inzwischen hat sich zumindest diese Unsicherheit geklärt, berichtet Rafael Bohórquez, Sprecher der Gewerkschaft Unión Sindical Obrera (USO), mit rund 120.000 Mitgliedern der drittgrößte Gewerkschaftsbund in Spanien. „Mittlerweile gab es eine Einigung, nach der die meisten Angestellten weiterhin ganzjährig beschäftigt sein werden, nur einige wenige müssen im Winter ein paar Wochen zu Hause bleiben."

Doch die Handling-Branche befindet sich seit den großen Umwälzungen am Himmel über Mallorca in Turbulenzen. Genau wie sich die Fluggesellschaften nach den beiden Pleiten erst einmal neu aufstellen mussten, sind auch die Handling-Anbieter mit in den Strudel der Veränderungen gezogen worden. Kurz vor den Ostertagen haben drei Airlines innerhalb von kurzer Zeit ihren Handling-Anbieter gewechselt, von denen es in Palma drei gibt. Eurowings sowie die beiden kleineren Fluggesellschaften Volotea und Alba Star haben Groundforce den Rücken gekehrt und mit Acciona einen Vertrag unterschrieben.

Eine Sprecherin von Eurowings bestätigt der MZ den Anbieterwechsel hin zu Acciona. „Der Vertrag ist vorerst auf fünf Jahre angelegt", erklärt sie. Weitere Details, die die Zusammenarbeit betreffen, könne sie nicht nennen. Bohórquez glaubt, die Gründe zu kennen. „Der Service von Groundforce ließ mitunter sehr zu wünschen übrig. Da stand das Flugzeug teilweise schon eine Viertelstunde auf dem Flughafen, bevor die Mitarbeiter angefangen haben, die Koffer auszuladen." Deshalb habe Eurowings kaum eine Alternative zum Wechsel gehabt, obwohl das Angebot von Acciona sogar ein wenig teurer gewesen sei. „Es würde mich nicht wundern, wenn demnächst auch Lufthansa von Groundforce zu Acciona wechselt", sagt Bohórquez. Weder von Groundforce noch bei Acciona war es der MZ möglich, eine Stellungnahme einzuholen.

Pep Ginard, der General­sekretär der Bereiche Transportwesen und Kommunikation bei den Comisiones Obreras (CCOO) in Palma, mit 900.000 Mitgliedern eine der beiden großen ­Gewerkschaften im Land, nimmt die Mitarbeiter in Schutz und schiebt den Schwarzen Peter den Fluggesellschaften zu.

„Die schauen auf ihre Interessen, und die Mitarbeiter im Handling müssen es ausbaden." Die Kollegen würden, einem Spielball gleich, je nach Bedarf von der einen zur anderen Firma weitergegeben. Bei Groundforce seien die Mitarbeiter das ganze Jahr über angestellt und müssten sich um die Nebensaison mit weniger Arbeit keine Gedanken machen. Acciona hingegen habe vor allem die Ferienflieger im Portfolio. Lediglich mit Eurowings habe Acciona nun einen Kunden, der ganzjährig fliege, wenn auch im Winter mit deutlich abgespeckten Verbindungen.

Groundforce verfüge mit Air Europa immerhin über einen Ganzjahreskunden, der dritte Anbieter Iberia Airport Services mit Iberia Express, Vueling und British Airways sogar über drei. Dort würden die Mitarbeiter zwar leidlich, aber doch immerhin zwölf Monate bezahlt werden.

„Acciona hat aufgrund der höheren Arbeitsdichte jetzt 118 Mitarbeiter von Groundforce übernommen. Das bedeutet für die, dass sie sich von einem stabilen Beschäftigungsverhältnis verabschieden müssen und als Saisonkraft dienen", befürchtet Ginard. Und das bleibe wohl erst einmal so, denn es sehe nicht so aus, als würde Groundforce in absehbarer Zeit wieder ein größeres Auftragsvolumen bekommen.

Immerhin, so sagt Ginard, müsse Acciona im ersten Jahr dieselben Bedingungen gewährleisten, die die Angestellten bei Groundforce hatten, sprich Gehalt, Zuschläge aufgrund von längerer Betriebszugehörigkeit und Ähnliches.