Nachdem bei der Tourismus-Messe ITB in Berlin bereits am Mittwoch (7.3.) viel über die bevorstehende Tourismussaison und vor allem die zu erwartenden Urlauberzahlen gesprochen wurde, ist es am Donnerstag konkreter geworden. Sechs der größten deutschen Reiseveranstalter trafen sich mit Politikern der Balearen-Regierung und Vertretern der Hoteliers zu einem jeweils etwa halbstündigen Gespräch. Das fand im Unterschied zu den Vorjahren hinter verschlossenen Türen statt und sollte einen ehrlicheren Meinungsaustausch ermöglichen als bisher in einer öffentlichen Pressekonferenz. Und die Veranstalter nahmen das Angebot dankbar an. "Es war deutlich besser als in den vergangenen Jahren, man konnte wirklich miteinander sprechen", lobte Jan Frankenberg, Bereichsleiter Product Management von DER Touristik. Um dann aber unverzüglich Hiobsbotschaften zu verbreiten.

Der Touristik: Buchungszahlen im Minus

Die Buchungszahlen für die kommende Saison hätten auf den Balearen im zweistelligen Bereich abgenommen, während sie in den anderen Destinationen, allen voran Griechenland, Ägypten und Türkei, spektakulär zulegten. "Es wird ein schwieriges Jahr für Mallorca und die anderen Inseln", sagte Frankenberg. Denn so wie ihnen gehe es vielen anderen Veranstaltern. Die aktuellen Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) zeigten, dass Mallorca und die Balearen insgesamt deutlich bei den Buchungszahlen zurückgingen. Wobei das nur die halbe Wahrheit ist: Der Rückgang bezieht sich hier lediglich auf die in Reisebüros gebuchten Aufenthalte, im Online-Bereich dagegen gibt es starke Zuwächse.

Mallorca und die Balearen hätten allerdings ein Problem: Viele Hoteliers und politische Entscheidungsträger seien sich nicht im Klaren darüber, dass sie mit vielen anderen Destinationen im Wettbewerb stünden und deshalb mit ihren Pfunden wuchern müssten, beziehungsweise vor allem bei der Preisgestaltung vorsichtig zu Werke gehen müssten. "Besser haben es da Ziele, die nicht austauschbar sind. So wie Ägypten", sagte Frankenberg. Das nordafrikanische Land komme in Riesenschritten wieder. "Das hätten wir so schnell nicht erwartet."

Tui: Balearen gut aufgestellt

Die Version der rapide fallenden Buchungszahlen wollen die anderen Reiseveranstalter an diesem Vormittag auf der ITB nicht bestätigen. Durch die Bank sprechen sie von guten Aussichten für das Jahr, bei der Tui stehe man derzeit auf Mallorca und Menorca bei rund drei Prozent im Plus, auf Ibiza und Formentera sind es gar acht Prozent. "Die Balearen sind gut für den Wettbewerb aufgestellt, die Kundenzufriedenheit hat im vergangenen Jahr noch einmal zugenommen", sagte der Geschäftsführer Touristik der Tui Deutschland, Stefan Baumert. Ob am Ende des Jahres allerdings ein Buchungsplus für die Balearen erhalten bleibt, könne man noch nicht vorhersagen. "Denn auch die anderen Destinationen wachsen. Und ich wage zu bezweifeln, dass am Ende alle im Plus sind, aber der Start war zumindest gut", sagte Baumert.

Touristensteuer: Bitte gut kommunizieren

Die Verdopplung der Touristensteuer war erneut kaum ein Thema. Während etwa Gerald Kassner, der Inhaber und Geschäftsführer von Schauinsland Reisen, die Abgabe positiv aufnimmt und sie für "eine gute Idee" hält, sagte Hans Müller, Bereichsleiter von Thomas Cook auf den Balearen: "So lange man den Urlaubern gut erklärt, wofür die Gelder verwendet werden, sind sie durchaus bereit, die Abgabe zu zahlen." Schauinsland spricht von einem Wachstum von rund 10 Prozent für die Balearen zum derzeitigen Moment.

Thomas Cook: Qualität zählt

Thomas Cook hält sich mit Zahlen zurück, da das Unternehmen an der Börse notiert ist, spricht aber ebenfalls von guten Aussichten für das Jahr 2018. Die Kunden seien höheren Preisen gegenüber aufgeschlossen, wenn sie dafür höhere Qualität geboten bekämen, sagte Hans Müller. Und das sei auf den Balearen nach zahlreichen Hotelrenovierungen der Fall. Die eigene Fluglinie Thomas Cook Airlines Balearics sei in Kürze betriebsbereit, sagte Müller.

Und die Flugkapazitäten?

In Sachen Flugkapazitäten macht sich keiner der Veranstalter Sorgen, dass es nach den Pleiten von Air Berlin und Niki zu Engpässen kommen könnte. "Die hatten wir jetzt im Winter, aber das ist inzwischen behoben", sagte Nils Lübbe, Director Portfolio & Product Management bei DER Touristik. Für Sommer und Herbst erwarte man mehr Kapazitäten als in den vergangenen Jahren. Schließlich hätten sich mehrere Fluglinien um die Slots nach Mallorca geprügelt. Und mit dem Start von Laudamotion Ende März werde die Lage noch besser. Die Preise seien niedrig wie lange nicht mehr.

Der Reiseveranstalter Alltours wollte keine öffentlichen Erklärungen abgeben, hatte sich aber tags zuvor mit einer Pressemitteilung zu Wort gemeldet und die Touristensteuer heftig kritisiert.