Nach der Festnahme des ehemaligen katalanischen Ministerpräsidenten Carles Puigdemont haben in Katalonien und teilweise auch auf Mallorca am Sonntag (27.3.) tausende von Demonstranten gegen die Festnahme und die mögliche Auslieferung protestiert. In Barcelona kam es dabei zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Dabei wurden rund 100 Menschen verletzt. Mindestens neun Demonstranten wurden festgenommen.

Auf Mallorca verliefen die Solidaritätskundgebungen mit Puigdemont friedlich. Am Sonntagnachmittag gab es spontane Demonstrationen in Palma sowie auf mehreren Rathausplätzen im Inselinnern, darunter in Manacor, Felanitx und Campanet, wie die Tageszeitung "dbalears" berichtet.

Die an der balearischen Regierung beteiligte regionalistische Partei Més per Mallorca äußerte sich per Twitter zu der Festnahme in Deutschland: "Ein weiterer Tag mit Angriffen auf die Demokratie, die Freiheiten und die Bürgerrechte. Während wir weitere Nachrichten abwarten, fordern wir erneut die Freilassung der politischen Häftlinge und die mögliche Rückkehr der exilierten katalanischen Regionalregierung sowie die Aufnahme eines politischen Dialogs, der das Selbstbestimmungsrecht Kataloniens ermöglicht.

Die deutsche Bundespolizei hatte Puigdemont am Sonntagvormittag (25.3.) festgenommen. Der Politiker, der sich seit Oktober hauptsächlich in Belgien aufhielt, sei festgenommen worden, als er in einem Auto von Dänemark aus über die A-7 die Grenze überquerte.

Der Oberste Spanische Gerichtshof hatte am Samstag (24.3.) den zwischenzeitlich ausgesetzten internationalen Haftbefehl gegen Puigdemont erneut erlassen. Der Unabhängigkeitsbefürworter hielt sich zu diesem Zeitpunkt in Finnland auf, hatte das Land aber dennoch verlassen können.

Der im Januar 2016 ins Amt geschworene Politiker wurde übereinstimmenden Presseberichten zufolge ins Gefängnis Neumünster gebracht. In den kommenden Tagen muss die deutsche Justiz über seine Auslieferung nach Spanien entscheiden.

Puigdemont werden in Spanien unter anderem Rebellion und Ungehorsam vorgeworfen. Ihm drohen mehr als 30 Jahre Haft. Erst am Freitag waren fünf weitere Haftbefehle gegen separatistische Politiker erlassen worden. Unter anderen hatte der Ermittlungsrichter am Obersten Spanischen Gerichtshof, Pablo Llarena, den ebenfalls separatistischen Kandidaten für das Ministerpräsidentenamt in Katalonien, Jordi Turull, sowie die ehemalige Parlamentspräsident Carme Forcadell in Untersuchungshaft eingewiesen. Die separatistischen Parteien JxCat, ERC und CUP sind damit so gut wie führungslos. /pss /ck /tg