Erneut stehen die Golfplätze auf Mallorca in der Kritik: Mitarbeiter des Umweltministeriums haben bei Kontrollen festgestellt, dass mindestens sechs der 24 Golfplätze auf der Insel offenbar illegal Grundwasser, und damit Trinkwasser, für die Bewässerung ihrer Anlagen nutzen. Dafür kämen insgesamt zehn illegale Brunnen zum Einsatz.

Nicht nur Umweltschutzverbände reagierten entsetzt: Gob und Terra­ferrida forderten die Schließung der betroffenen Plätze und ein Eingreifen der Staatsanwaltschaft. Auch die Vereinigung der Golfplätze fand deutliche Worte: Zwar dürfe man die Branche nicht generell an den Pranger stellen. Doch wenn die Verstöße nachgewiesen werden, müssten die betroffenen Betreiber abgestraft werden.

Strenge Inspektionen

Die Kontrollen fanden jeweils in der Hochsaison zwischen 2015 und 2017 statt. In einigen Fällen mischen komplizierte Bewässerungssysteme legales, geklärtes Wasser illegal mit Grundwasser, um den Missbrauch zu verschleiern. Zuvor hatten Inspektoren in bestimmten Gebieten der Insel eine drastische Verringerung des Grundwasserspiegels festgestellt.

Besonders im Sommer 2016 hatte Mallorca infolge eines niederschlagsarmen Winters mit Wasserknappheit zu kämpfen. Daraufhin wurden unangemeldete Inspektionen eingeleitet, bei denen bis zu zehn In­spektoren gleichzeitig erschienen und Wasserproben nahmen, die dann im Labor analysiert wurden. Anhaltspunkt war vor allem die Berechnung des Wasserbedarfs der Golfplätze aufgrund der Quadratmeterzahl der Greens. Die Inspektoren glichen zudem die Daten mit der Veränderung der Pegelstände in der Nähe liegender Grundwasservorkommen ab.

Die betroffenen Golfplätze nutzen das Grundwasser offenbar, weil es billiger ist, als das von Kläranlagen stammende Wasser zusätzlich zu filtern. Dessen Qualität wird in vielen Fällen infolge der Überlastung der Anlagen und fehlender Investitionen als mies bezeichnet.

Die Betreiber der Golfplätze verweisen auf den zum Teil hohen ­Nitrat- und Salzgehalt und die hohen Kosten für Wartung und Betrieb der Filteranlagen. Im Fall des besonders kurz geschnittenen und deshalb empfindlichen Rasens auf den Greens kommen zum Teil zusätzliche Osmose-Anlagen zum Einsatz.

Unmut über träge Verfahren

Dass die eingeleiteten Verfahren bislang keine Folgen haben, sorgt unter den Inspektoren im Umweltministerium offenbar für Unmut. Das Ministerium sei bislang passiv geblieben. In einem Interview mit der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" meldete sich ein ehemaliger Mitarbeiter des Umweltministeriums, Alfredo Barón, zu Wort und beschuldigte den ehemaligen Minister Biel Company persönlich: „Unter Company wurden die Ermittlungen gegen den Golfplatz Son Gual eingestellt. Wir hatten klare Hinweise, dass dort illegal mit Grundwasser bewässert wurde, aber es geschah nichts. Die Inspektoren sagten mir, man habe sie angewiesen, nicht weiter zu forschen."

Politische Brisanz hat diese Aussage nicht zuletzt deshalb, weil Company inzwischen Chef der Volkspartei (PP) auf den Balearen ist. Er ließ die Vorwürfe durch einen Sprecher zurückweisen. Er könne sich nicht daran erinnern, die ­Inspektion eines Golfplatzes unterbunden zu haben. Außerdem unterstünden die Inspektoren nicht direkt dem Minister, sondern der Generaldirektion.

Neue Regierung, altes Leid

Seit auf den Inseln der Linkspakt regiert, seien die Inspektionen zwar verschärft worden, die langsamen Mühlen der Behörden bewahren die Plätze jedoch noch immer vor Konsequenzen, so die Version von Barón. Das frustriert die In­spektoren, die in einer offiziellen Beschwerde bei der derzeitigen Landesregierung Auskunft über den Stand der Verfahren zu den von ihnen festgestellten Verstößen anforderten. In den vergangenen Jahren habe man klare Indizien für insgesamt 20 Verstöße gemeldet. Seither habe man davon nichts mehr gehört. Zwar würden Kontrollen nicht mehr aktiv verhindert, wie zu Zeiten der PP-Regierung. Doch die Verfahren kämen auch unter Umweltminister Vicenç Vidal (Més per Mallorca) nicht voran.

Der Umweltminister lässt diese Vorwürfe nicht auf sich sitzen. Die Inspektoren hätten freie Hand. Vidal hat außerdem nach eigenen Angaben das Verbot der Vorgängerregierung aufgehoben, entdeckte Verstöße direkt an die Staatsanwaltschaft zu melden. Zwischen 2003 und 2017 dagegen sei dies nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Ministers möglich gewesen.

Bei den sechs derzeit laufenden Verfahren handle es sich allerdings um komplexe Vorgänge, bei denen die Schädigung öffentlicher Ressourcen detailliert nachgewiesen werden müsse, so Vidal. Dafür müssten weitere Informationen eingeholt und Fristen eingehalten werden. „Der Nachweis, dass ein Grundwasservorkommen beeinträchtigt wurde, ist sehr schwierig."

Golf de Andratx in Camp de Mar

Wie kompliziert solche Verfahren sind, zeigt das Beispiel um Golf de Andratx in Camp de Mar, wo das Ministerium im September 2016 einen mutmaßlich illegalen Brunnen stilllegte. Zunächst schien der Fall hier eindeutig. 7.000 Kubikmeter Trinkwasser sollen täglich verbraucht worden sein - Wasser genug für rund 5.000 Einwohner. Die Betreiber wurden mit einer Geldbuße in Höhe von 250.000 Euro belegt, wegen des Baus eines illegalen Brunnens und unerlaubter Nutzung des Grundwassers.

Der Golfclub legte Widerspruch ein. Schließlich habe der aktuelle Betreiber den verschuldeten Betrieb erst 2015 übernommen, als der Brunnen bereits vorhanden war. Der Vorwurf des illegalen Brunnenbaus sei deswegen bereits fallen gelassen worden, erklärt der Anwalt des Golfplatzes in Andratx.

Der zweite Vorwurf sei schwieriger zu bewerten: „Wir übernahmen den Platz in einem Konkursverfahren mit der Auflage, alle laufenden Verträge zu erfüllen. Einer davon war mit Aguas de Son Cabot, einer Firma, die uns Brunnenwasser zum Bewässern lieferte", führt der Anwalt aus.

Golf Son Gual

Auch im Fall des Golfplatzes Son Gual hängt das Verfahren noch an. Den Betreibern wird vorgeworfen, täglich 6.500 Kubikmeter Grundwasser illegal zur Bewässerung eingesetzt zu haben. Barón, damals für das Umweltministerium tätig, hat keinen Zweifel, dass hier die Bodenreserven angezapft wurden. Bereits 2011 habe man alle Hinweise an die Behörden weitergegeben. Passiert sei nichts, bis im Jahr 2016 erneute Inspektionen zur Anzeige führten.

Vidals Inspekteure fanden schließlich bei einer weiteren Kontrolle Ende 2017 klare Hinweise dafür, dass das zugelassene gereinigte Wasser aus den Kläranlagen mit illegal aus dem Boden gepumpten Grundwasser vermengt wurde. Laut Informationen des "Diario de Mallorca" kam die Behörde zum Schluss, dass drei der fünf Brunnen illegal seien und versiegelt werden müssten.

Das bisher gegen Son Gual verhängte Bußgeld belaufe sich auf 500.000 Euro. Sollte das Unternehmen sich den Anordnungen weiterhin widersetzen, könne die Strafe auf eine Million Euro erhöht werden.

Beim Golfplatz selbst wiegelt man auch hier ab. „Ein entlassener Mitarbeiter hat uns damals völlig ungerechtfertigterweise angezeigt", erklärt Andreas Pamer von Golf Son Gual. Es habe 2016 zwei Inspektionen gegeben. Das Verfahren laufe noch. „Wir benutzen zum Bewässern nur Klärwasser, das wir selbst aufbereiten. Und wir haben die Erlaubnis, Grundwasser aus einem autorisierten Brunnen für den menschlichen Konsum unserer Mitarbeiter zu benutzen", versichert Pamer gegenüber der MZ.

Die auch ideologisch aufgeladene Debatte um das Wasser auf den Plätzen war wieder aufgekommen, nachdem die Regionalpartei Més per Mallorca Anfang 2016 eine Anfrage im Balearen-Parlament gestellt hatte, welche Plätze denn mit Trinkwasser betrieben werden dürften.

Laut balearischer Gesetzgebung und offiziellen Angaben der Betreiber hätte dies praktisch keiner mehr sein dürfen - Ausnahmen gab es nur noch für Anlagen, die vor 1988 erbaut worden waren. Eine weitere Ausnahme betraf Wasser aus Entsalzungsanlagen. Allerdings erhöhte die balearische Landesregierung 2016 kräftig diese Tarife.