Sie habe vor dem Unfall "viel getrunken". Das gab beim Prozessauftakt in Palma de Mallorca die 36-jährige Französin zu, der vorgeworfen wird, bei einem Unfall im September 2016 einen mallorquinischen Ortspolizisten getötet zu haben, der zusammen mit seinem Sohn auf dem Fahrrad unterwegs war.

Bei der Anhörung am Donnerstag (19.4.) erinnerte sich die Angeklagte unter Tränen an jenen Herbsttag, an dem sie zusammen mit ihrer Partnerin den Wochenmarkt in Sineu besucht und in mehreren Bars Alkohol zu sich genommen hatte, bevor sie nachmittags das Auto bestieg. Sie erklärte, dass sie sich nicht mehr genau an den Unfall erinnern könne. Sie habe den Unfallort aber nicht verlassen, sondern versucht, Erste Hilfe zu leisten. Sie gab zu, den Polizisten zunächst fälschlich erklärt zu haben, ihre Partnerin habe am Steuer gesessen. "Ich weiß nicht mehr genau, wie alles war, wegen des Alkohols. Ich weiß nicht, ob ich auf die Gegenspur geraten bin. Ich redete mit meiner Partnerin", erklärte sie.

Zum Ende der Verhandlung am Freitag bat die Fahrerin die Angehörigen unter Tränen um Verzeihung und brach erneut in Tränen aus. Sie denke jeden Tag an jenen 14. September. Sie habe vor kurzem ihre Mutter verloren und wisse nun, was es bedeute, eine geliebte Person zu verlieren.

Augenzeugen berichteten, sie hätten das Auto dabei beobachtet, wie es deutlich Kurven fuhr und mindestens einmal auf die Gegenspur geriet. "Sie fuhr auf die Landstraße und geriet auf die Gegenfahrbahn. Sie fuhren mit lauter Musik und hatten die Fenster offen. Mir fiel auf, dass die Fahrerin Probleme hatte, die Gänge zu wechseln", erklärte ein Zeuge, der auf der Straße mit dem Fahrrad unterwegs war.

Der Unfall hatte auf Mallorca große Trauer ausgelöst. Bei dem Unfallopfer handelte es sich um Biel Lull, einen bei Kollegen und Freunden sehr beliebten Ortspolizisten in Palma. Am Unfallabend war er zusammen mit seinem Sohn auf dem Fahrrad unterwegs. Der Sohn musste mit ansehen, wie sein Vater im Sterben lag, erklärte die Mutter, und leide seitdem unter Schlafstörungen: "Mein Sohn hat Albträume. Er hat seinen Vater sterben sehen. Er hat den Unfall gesehen."

Der Gerichtssaal war mit Zuschauern gefüllt. Mehrere ehemalige Kollegen, Freunde und Verwandte sowie der Bürgermeister hörten sich die Aussagen der Angeklagten und Zeugen an. Die Staatsanwaltschaft forderte drei Jahre und neun Monate Haft für die Angeklagte, sowie Führerscheinentzug für fünfeinhalb Jahre. Die Anwälte der Angehörigen des Verstorbenen forderten vier Jahre. Die Verteidigung forderte eine Haftstrafe auf Bewährung. /tg