Es gibt wieder mal was zu gucken im Hafen von Palma de Mallorca: Am Sonntag (8.4.) ab 8 Uhr macht das weltgrößte Kreuzfahrtschiff zum ersten Mal überhaupt auf Mallorca fest. Die „Symphony of the Seas" aus dem Hause Royal Caribbean, einer Reederei aus Miami, soll in den kommenden sechs Monaten einen Stopp pro Woche auf Mallorca einlegen.

Die Begeisterung über den Besuch des 6.680 Urlauber und 2.175 Besatzungsmitglieder fassenden Kolosses hält sich speziell bei Umweltschützern und Gegnern des Massentourismus sehr in Grenzen. Die Plattform 23-S, in der über 30 Organisationen zusammengeschlossen sind, hat gemeinsam mit der Umweltschutzorganisation Gob für Sonntag um 12 Uhr zu einer Kundgebung gegenüber des Kreuzfahrt-Terminals aufgerufen. Die Teilnehmer wollen gegen die Luftverschmutzung der großen Pötte sowie die aus ihrer Sicht ausbeuterischen Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter protestieren. Der Präsident des Gob, Amadeu Corbera, sagt der MZ: „Wir werden Plakate hochhalten, und wenn der ein oder andere eine xeremia (Sackpfeife) mitbringen will, um Lärm zu machen, sei er herzlich willkommen."

In den sozialen Netzwerken verbreiteten die Aktivisten ein Video, in dem sie ihre Sorge über den Dreck zum Ausdruck bringen, den die Kreuzfahrtschiffe während ihres Aufenthalts in den Häfen verursachen. Um die Stromversorgung an Bord aufrechtzuerhalten, bleiben die Motoren vieler Schiffe auch an der Mole in Betrieb. Dabei gäbe es bereits heute Systeme, bei denen sie direkt an die Stromversorgung im Hafen angeschlossen werden können. Laut der Plattform 23-S kann die Konzentration von Feinstaubpartikeln im Hafen bis zu 200 Mal so hoch wie auf einer Autobahn sein.

Neben der Kritik an der Luftverschmutzung geht es den demonstrierenden Gruppierungen einmal mehr auch darum, vor den Folgen des inzwischen als globales Phänomen begriffenen Overtourism zu warnen. Die Ankunft von mehreren Kreuzfahrtschiffen gleichzeitig im Hafen von Palma führe zu einem Kollaps vor allem an neuralgischen Punkten in der Altstadt von Palma. „Wir wollen mit unserem Protest eine öffentliche Debatte über das Tourismusmodell auf den Balearen anstoßen, nicht gegen den Tourismus protestieren", stellt Corbera klar.

Einen Tag vor der Kundgebung in Palma soll der „Symphony of the Seas" auch in Barcelona bei einer Protestkundgebung ein lautstarker Empfang bereitet werden. Barcelona fungiert als Basis und Ausgangspunkt für die einwöchige Mittelmeerkreuzfahrt des 362 Meter langen Schiffes. Dort gibt es seit Jahren regelmäßig Proteste gegen die schwimmenden Hotels. Schon das Vorgängerschiff „Harmony of the Seas", das auch in Palma anlegte, empfing Barcelona 2016 mit einer Protestaktion. Die Millionenstadt gilt als die Stadt in Spanien mit der größten Luftverschmutzung, an der die Kreuzfahrtschiffe mit etwa acht Prozent beteiligt sein sollen. Rund zwei Millionen Urlauber gehen jährlich in Barcelona von den Schiffen an Land.

Auch in Palma regt sich immer mehr Widerstand gegen die großen Pötte, die in diesem Jahr vermehrt anlegen sollen. Die Hafenverwaltung erwartet in diesem Jahr in Palma erneut eine Rekordzahl von Kreuzfahrtschiffen: Zum ersten Mal könnte die Zahl von 1,75 Millionen Passagieren übertroffen werden. Im vergangenen Jahr waren es 1,67 Millionen Gäste. Insgesamt soll es in diesem Jahr 567 Anläufe von Kreuzfahrtschiffen geben - im Vergleich zu 540 im vergangenen Jahr.

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