Catalina Puig Prohens (49) ist Mutter zweier Töchter, Umweltingenieurin und lebt in Lluc­major im Süden von Mallorca. Bisher war sie unter anderem als Leiterin des balearischen Waldbrand­bekämpfungsdezernats und Leiterin der Notfallkoordination tätig. Ihre Erfahrungen und Qualifikationen verschafften ihr jetzt einen neuen Posten: Seit dem 9. April ist sie die Leiterin des neuen Naturschutzgebiets Es Trenc - und zuständig dafür, Ordnung in den in den vergangenen Jahren von Park-Chaos und Strandbuden-Streit überschatteten Küstenstreifen zu bringen.

Sie kommen aus Llucmajor, also nicht weit von Es Trenc entfernt. Hat Sie die Zone schon immer gereizt?

Ja, man kann sagen, dass Es Trenc zu meinem persönlichen Einflussgebiet gehört.

Also kennen Sie die Gegend seit fast 50 Jahren. Erkennen Sie sie noch wieder?

Früher ging es am Es Trenc viel ruhiger zu. Der Ruf als Traumstrand hat das ungeordnet hohe Besucheraufkommen gefördert. Mich persönlich hat das in den vergangenen Jahren abgeschreckt und viele andere auch. Leute, die Ruhe suchen, haben sie in Es Trenc schon lange nicht mehr gefunden. Was der Park braucht, ist genau das: eine öffentliche Nutzung in geordneten Bahnen. Es geht nicht darum, dass keine Besucher mehr kommen sollen, im Gegenteil. Es geht darum, die Besonderheiten der Gegend bekannter zu machen, damit sie respektiert und geschützt werden.

Als das Naturschutzgebiet im vergangenen Juni ausgerufen wurde, war die Rede von einem historischen Tag, einem Meilenstein. Ist das nicht ein bisschen übertrieben?

Nein. Schon als ich klein war, hieß es, Es Trenc müsse besser geschützt werden, damit der Strand sich nicht wie Arenal entwickelt. Ich bin aus Llucmajor, habe also eine Verbindung zu Es Trenc, aber ich kenne mich auch in Arenal aus, dort habe ich viele Jahre gelebt. Es sind zwei verschiedene Entwicklungsmodelle, und historisch gesehen hatte auch Arenal mal einen landschaftlichen Wert, genau wie Es Trenc. Aber jetzt ist es, wie es ist. In

Es Trenc geht es darum, ein Juwel zu bewahren. Es gab dort vorher natürlich auch schon Schutzmaßnahmen, bauliche zum Beispiel. Aber ab jetzt besteht die Möglichkeit, mehr in den aktiven Schutz zu investieren und in die nötige Ordnung.

Was wollen Sie konkret kurzfristig angehen?

Vor allem braucht es ein umfassendes Dünenschutzprogramm. Das wird kurzfristig einer der ersten Schritte sein. Zudem wollen wir mehr Vogelbeobachtung ermöglichen. Auch die Frage, wo ein Infozentrum für Parkbesucher eingerichtet werden soll, muss entschieden werden.

Und wer entscheidet, was wichtig ist? Bei den Strandbuden zum Beispiel haben auch noch andere mitzureden.

Bei fast allen Aktivitäten im Park haben Gemeinden, Küstenbehörde, Landwirte und Grundbesitzer ein Wörtchen mitzureden. Aber egal, ob es um Chiringuitos, Sonnenliegen, Schwimmwettbewerbe oder landwirtschaftliche Veränderungen geht: Nichts darf gegen den Umweltschutz verstoßen. Wir arbeiten gerade an einem Schutzplan (Anm. d. Red.: Plan de Ordenación de los Recursos Naturales, kurz PORN), der alles detailliert festlegt. Derzeit gelten provisorische Schutzmaßnahmen, aber der neue Plan ist im Aufbau.

Müssen Strandnutzer künftig mit noch strengeren Regeln rechnen?

Nein, ihre Aktivitäten dürfen nur nicht den Umweltschutz beeinträchtigen. Sei es durch Müll oder Betreten der Dünen. Angenommen, wir finden eine seltene Pflanze, dann können wir sagen: Diesen Bereich darf keiner mehr betreten. Aber das wäre dann etwas sehr Punktuelles.

Wie steht es um die Parkplatzfrage? Ist diesen Sommer wieder Chaos angesagt?

Die zwei neuen Parkplätze, die im Gesetz vorgesehen sind, werden gerade auf ihre Vereinbarkeit mit der Umwelt geprüft. Davon hängt ab, ob sie in diesem Sommer zur Verfügung stehen oder nicht, das ist noch nicht sicher. Generell sind wir bei Mobilitätsfragen in ständigem Kontakt mit dem Rathaus. Das Thema

Shuttle-Busse hängt vom Verkehrsministerium ab.

Gerade die ­Tourismusbranche sieht solche Unsicherheiten gar nicht gern. Man hat Angst, dass Umweltschutz zulasten des wirtschaftlichen Profits geht.

Aber es geht ja nicht nur um wirtschaftlichen Profit. Und außerdem wollen wir versuchen, den Park als Attraktion zu bewerben, auch wirtschaftlich. Aber eben nachhaltig. Hinter den Nationalparks in den USA steckt beispielsweise eine große Wirtschaftskraft. Wir versuchen, Es Trenc von anderen Tourismusmodellen abzugrenzen. Denn der Park hat mehr als nur sol y playa (Sonne und Strand, Anm. d. Red.) zu bieten.

In der Albufera funktioniert das, dort kommen täglich Hunderte von Besuchern hin. Die Attraktion dort sind die Vögel. Was ist das Besondere an Es Trenc, abgesehen vom Strand?

Auch in Es Trenc hat die Vogelwelt großes Potenzial. Und dann ist da natürlich die Salzproduktion. Es gibt auch land- und viehwirtschaftlich genutzte Zonen im Park. Wir wollen die traditionellen Produktionsweisen und lokalen Produkte bewerben und helfen, sie rentabel zu machen. Auch das ist im Interesse des Parks.

Nächstes Jahr wird wieder gewählt. Glauben Sie, ein Machtwechsel könnte Ihre Arbeit erschweren?

Ich weiß es nicht. Aber der Umweltschutz ist in der Verfassung verankert, und ich glaube nicht, dass irgendeine politische Partei einen Schutz aufweichen wird, der bereits besteht. Natürlich kann es sein, dass mehr oder weniger Mittel zur Verfügung gestellt werden. Aber die Forderung nach dem Park ist eine allgemeine, schon lange bestehende. Und jetzt, wo es den Naturpark gibt, führt zum Glück kein Weg mehr zurück.