Ekelerregende Details zum Gammelfleisch-Skandal auf Mallorca haben die Aussagen einer Mitarbeiterin des im Verdacht stehenden Unternehmens ans Licht gebracht. Demnach soll auch mindestens ein Inspektor der für die Kontrollen zuständigen Inselbehörde verwickelt sein, der sich mutmaßlich durch das Mitnehmen kostenloser Ware bestechen ließ, wie die MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" am Donnerstag (3.5.) berichtet.

Die Mitarbeiterin des Unternehmens Cárnicas Vicente mit Sitz in Marratxí sagte vor Gericht aus, sie sei angehalten worden, regelmäßig die Etiketten der Ware auszutauschen, sobald sich das Verfallsdatum näherte. Mit der Zeit habe sie sich an den Zustand gewöhnt. Da die Inspektoren bei den Kontrollen auch die Etiketten sahen und nichts dagegen gesagt hätten.

"Nach und nach hielt ich das für normal, weil die Inspektoren kamen und nichts sagten und sich ihre Ware mit nach Hause nahmen und die Etiketten auf dem Tisch liegen sahen und nichts sagten", sagte die Frau aus. "Der Inspektor suchte sich selbst die Ware aus und sie wurde ihm geschenkt. Am Anfang kam er einmal im Monat, in letzter Zeit eher einmal die Woche. Das waren die Freundschaftsbesuche und er sprach immer mit Vicente [dem Chef des Unternehmens]."

Der Unternehmenschef wehrt sich gegen den Vorwurf der Bestechung. Es habe Inspekteure als Kunden gegeben. Sie hätten aber stets für die Ware gezahlt. Der Verteidiger des Unternehmers legte entsprechende Rechnungen vor.

"Die Paletten mit Hühnerfleisch kamen kurz vor Ablauf des Verfallsdatums und wurden eingefroren. Später wurde das Fleisch in warmem Wasser aufgetaut und als frisch verkauft. Es gab Kunden, die sich beschwerten, aber der Chef stritt alles ab", erklärte die beschuldigte Mitarbeiterin auf Fragen des Richters. /tg