An Antonio Alfaro dürfte es nicht gelegen haben. Der 46-jährige Pilot des Löschflugzeugs, der bei dem Absturz am Dienstag vergangener Woche vor der Küste von Cala Sant Vicenç ums Leben kam (siehe Kasten), hatte reichlich Erfahrung in der Luft. Der Andalusier konnte über 2.000 Flugstunden in Spanien und Chile aufweisen, 1.300 davon bei der aktiven Brandbekämpfung.

Ein Kollege von Alfaro, Juan José Buergo, der ebenfalls bei der balearischen Umweltbehörde Ibanat mit Brandschutzaufgaben betraut ist, zweifelt in einem Interview mit dem „Diario de Mallorca" allerdings auch an, dass das Flugzeug vom Typ „Air Tractor 802 F" einen technischen Defekt gehabt haben könnte. Zwar sei die Maschine bereits 20 Jahre alt gewesen, aber das sei bei diesem Flugzeugtyp kein Problem. „Dieses Flugzeug ist in einem perfekten Zustand", beschrieb Juan José Buergo den Air Tractor einen Tag, bevor die in zwei Teile gebrochene Maschine auf dem Meeresgrund geortet wurde.

„Der Air Tractor ist das beste Flugzeug zur Brandbekämpfung, das derzeit auf dem Markt ist", so Buergo. Und das nun abgestürzte Modell sei noch einmal außergewöhnlich gut gewesen. Deshalb habe es unter den Kollegen den Beinamen „Tausendjähriger Falke" bekommen.

Vor allem der Motor, der allein rund eine Million Euro koste, sei nicht aus der Ruhe zu bringen und habe eine enorme Kraft. Auch bei voller Beladung mit Löschwasser liege der Air Tractor einwandfrei in der Luft. Außerdem ließe sich das Flugzeug außergewöhnlich agil manövrieren. Ein neuer Air Tractor kostet rund zwei Millionen Euro.

Die MZ fragt bei der Firma Martínez Ridao nach, an die das Umweltministerium die ­Konzession für die Aufgaben der Brandbekämpfung vergeben hat. Angeblich ist niemand im Haus, der sich mit den Flugzeugen auskennt. Ausführliche Informationen über den Air Tractor finden sich jedoch im Internet.

Hergestellt werden die Flugzeuge dieses Typs in den USA bei der gleichnamigen Firma. Die Motoren kommen aus Kanada. Der erste Entwurf des Air Tractor 802 F stammt aus dem Jahr 1989 - als Vorbild diente der Air Tractor 503. Mit dieser Maschine besprühte man in der Landwirtschaft bereits seit Längerem Felder mit Insektiziden. 1993 wurden die ersten Air-Tractor-Maschinen für die Brandbekämpfung ausgeliefert. 1995 kam das Flugzeug zum ersten Mal nach Spanien. Das knapp elf Meter lange Flugzeug schafft eine Höchstgeschwindigkeit von 366 km/h und hat eine Reichweite von 1.289 Kilometern, bis es wieder auftanken muss.

Neben dem nun abgestürzten Air Tractor 802 F gibt es eine weitere Version mit zwei Tragflächen, den Air Tractor 802 Fire Boss. Dieses Flugzeug kann auf einem See oder dem Meer aufsetzen und das Löschwasser direkt in den 3.100 Liter fassenden Tank aufnehmen. Das Ganze dauert dann gerade einmal 30 Sekunden. Der Air Tractor 802 F benötigt dafür drei Minuten und muss außerdem die Ladung an Land aufnehmen. Die Flugzeuge verfügen über ein Steuerungssystem, mit dem der Pilot bestimmen kann, wie viele Liter Wasser pro Sekunde niedergehen sollen.

Zum Verhängnis wurde Antonio Alfaro wohl, dass bei seinem Absturz das bei allen derartigen Flugzeugen obligatorische Funk­signal mit der automatischen Ortung des Flugzeugs nicht ausgelöst wurde. Ob das Signal allerdings defekt war oder der Aufprall nicht stark genug war, ist noch unklar. „In jedem Fall hätte Alfaro das Signal auch vor dem Absturz ­manuell auslösen können", sagt Juan José Buergo.