Eine Feierstunde ohne die übliche Lobhudelei der Beteiligten - eine wohltuende Abwechslung. Vielleicht lag es beim Festakt zum siebten Jubiläum der Ernennung der Serra de Tramuntana zum Unesco-Weltkulturerbe an den nur 30 Zuhörern, die in den viel zu großen

Saal ins Kloster Lluc gekommen waren. Die beiden Redner nahmen auf jeden Fall kein Blatt vor den Mund.

So entrüstete sich der Bürgermeister der flächenmäßig größten Tramuntana-Gemeinde, Antoni Solivellas, über die Institutionen, die das Welterbe verwalten - der Inselrat und die Balearen-Regierung. Seine Kritik fand zumindest vor Ort keine Adressaten, denn weder von der einen, noch von der anderen Institution war ein Vertreter erschienen. Eingeladen waren laut der Veranstalter sowohl Regierung als auch Inselrat. Dass sich die Redner kritisch über das bisher Erreichte äußern würden, war indes nicht ganz überraschend. Schließlich drohte die Unesco unlängst damit, die Serra de Tramuntana auf die Liste der gefährdeten Welterbestätten zu setzen.

„Wir haben nicht gut begonnen und es sieht auch nicht so aus, als würde sich schnell etwas zum Besseren wenden", sagte Bürgermeister Solivellas in Bezug auf das Management des Gebirges nach der Ernennung zum Weltkulturerbe und schloss sich mit ein. Es gebe viel zu wenig Koordination - etwas, das auch die Professorin der Balearen-Universität, Miquela Forteza, im Juni in der MZ kritisiert hatte. Es werde großteils an den Menschen in der Serra vorbei Politik gemacht. Aber sie seien es, die das Gebirge erst zum Weltkulturerbe machten. Die Ernennung durch die Unesco war aufgrund der einzigartigen durch den Menschen entstandenen Kulturlandschaft der Tramuntana mit Bewässerungskanälen oder den Terrassensystemen für die Landwirtschaft erfolgt.

Scharfe Kritik übte der PP-Politiker auch an der Zonen-Regelung der Ferienvermietung. „Es ist schon merkwürdig, dass Ferienvermietung auf ländlichem Raum mit strengen Auflagen für Bebauung verboten ist. Gerade die Besitzer von Häusern könnten sich mit der Ferienvermietung eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle erschließen." Viele der Eigentümer der großen Herrenhäuser auf der Insel wissen nicht, wie sie ihre Besitztümer heute erhalten sollen. Zahlreiche der possessions verfallen deshalb nahezu unkontrolliert.

Etwas vorsichtiger äußerte sich Bartomeu Deyà, der frühere Geschäftsführer des Konsortiums Serra de Tramuntana, dessen Posten im Zuge des Regierungswechsels 2015 eingespart wurde und der seit Ende 2017 Mitglied der Nichtregierungsorganisation Icomos ist, die sich um Schutz und Erhalt der ­Welterbestätten kümmert. Er darf eigentlich offiziell gar nicht über seine Heimatlandschaft sprechen, sagte dann aber doch: „Wir müssen endlich eine touristische Strategie festlegen." Und in dieser müssten die Tausenden privaten Eigentümer in der Serra sich ebenso wiederfinden wie die öffentliche Hand. „Die Menschen sind unverzichtbar in einer Kulturlandschaft wie der Serra", sagte Deyà. Die große He­rausforderung sei es, Einnahmen für diejenigen zu generieren, die im Gebirge lebten, ohne den Schutz zu gefährden. Eine behutsame Werbung der Landschaft sei ebenso ein wichtiger Eckpfeiler. „Aber indem man die Leute für die Serra sensibilisiert."