Es sei ungesund, schädige die Nieren und mache Küchengeräte kaputt - Das Leitungswasser von Mallorca hat im Gegensatz zu dem in Deutschland und Gebieten auf dem spanischen Festland nicht den besten Ruf.

In den 90er-Jahren konnte man das Inselwasser tatsächlich nicht trinken. Dies sei den Bewohnern in Palma im Gedächtnis geblieben, meint Jaume Femenies von Palmas Stadtwerken Emaya. Deswegen schleppten viele auch heute noch kanisterweise stilles Wasser von Supermärkten nach Hause. Dabei könne man das Leitungswasser in Palma sowie in vielen Teilen der Insel bedenkenlos trinken, versichern die Behörden. Nur über seinen etwas gewöhnungsbedürftigen Geschmack nach Chlor und Kalk lasse sich eben streiten.

Daher wollen Palmas Stadtwerke der Bevölkerung das kostbare Gut nun schmackhafter machen. Bei einem bis 2020 laufenden Projekt wird versucht, dem Wasser weniger Chlor beizumischen, „pro 1.000 Liter Wasser nur einen Tropfen", erklärt Projektleiter Femenies. Da die optimale Dosierung schwer zu finden sei, überprüfe man die Qualität des Wassers nun noch häufiger als zuvor. Außerdem sollen weniger Mineralien wie etwa Kalk ins Trinkwasser gelangen. „Dafür müssen wir an der Mischung des Wassers, das aus unterschiedlichen Quellen kommt, feilen." Auch der Einsatz von besseren Filtern, der in dem mehr als 5 Millionen Euro teuren Projekt vorgesehen ist, soll sich positiv auf den Geschmack des Wasser auswirken.

Nur rund fünf Prozent der Einwohner von Palma trinken derzeit Leitungswasser. Diesen dürfte aufgefallen sein, dass es im Sommer etwas anders schmeckt als im Winter. Grund: Je nach Jahreszeit und Niederschlagsmenge werden laut Femenies verschiedene Wasserquellen und Entsalzungsanlagen zur Aufbereitung benutzt. Um die Bewohner der Balearen-Hauptstadt nicht zu verunsichern, möchte Emaya im Rahmen der Veränderungen in der Aufbereitung auch diese jahreszeitlichen Geschmacksunterschiede ausgleichen.

Wer dennoch nur auf gefiltertes Wasser zurückgreifen möchte, könne handelsübliche Systeme benutzen. Je nach Gebrauch müssten etwa einmal pro Monat die Patronen ausgetauscht werden. Der Projektleiter weist außerdem darauf hin, dass man auch die Osmose-Anlagen für den Hausgebrauch im Vergleich zu früher mittlerweile preisgünstig erwerben könne.

In anderen Gemeinden der Insel dagegen nützt selbst das Filtern des Wassers nichts - was aus dem Hahn kommt, sollte man dort nicht trinken. „In der Gemeinde Manacor beispielsweise ist es wegen der Landwirtschaft mit Nitraten kontaminiert", erklärt Femenies. Gerade an der Küste im Südosten Mallorcas gibt es weiterhin massive Probleme.

Und auch in Palma werde es trotz der Verbesserungen im Geschmack noch Unterschiede zum Wasser aus der Flasche geben, räumt auch Femenies ein. „Letzteres hat einen sanfteren Geschmack." Die Unterschiede sind allerdings fein: Bei von den Stadtwerken organisierten Tests beispielsweise konnten viele Verbraucher nicht zuordnen, bei welchem Getränk es sich denn nun um Supermarktwasser oder um Leitungswasser handelte.

Was die Sache mit den Nieren betrifft: „Die World Health Organization sagt sogar, dass sich das Leitungswasser positiv auf die Organe auswirken kann. Ein Arzt bin ich allerdings nicht", so Femenies. „Und Haushaltsgeräte wie Wasserkocher muss man in anderen Ländern auch regelmäßig entkalken. Hierzulande eben in kürzeren Abständen."

Bis das Projekt einen höheren Konsum von Leitungswasser zur Folge hat, dürfte es dauern: Ein Bewusstseinswandel brauche seine Zeit. Dazu beitragen dürfte aber auch das Argument, dass sich eine Menge Plastikmüll vermeiden lasse, wenn verstärkt Leitungswasser zum Einsatz kommt. Darüber hinaus soll eine Kampagne Residenten wie Urlauber auf die gute Qualität und den bald hoffentlich besseren Geschmack aufmerksam machen.

Das gilt auch für Urlauber beim Palma-Besuch: Sie könnten sich guten Gewissens an den Trinkbrunnen bedienen, die in jedem Viertel zu finden sind. Der Rat von Femenies: Flasche auffüllen und sich den Kauf im Supermarkt sparen.