Die Balearen-Bewohner erreichen zunehmend ein stolzes Alter: Laut den jüngsten Daten des spanischen Statistikinstituts (INE) gab es im Januar 2018 auf den Inseln 244 Menschen, die über 100 Jahre alt sind. 197 von ihnen waren Frauen. Seit 2010 ist der Anteil an Hundertjährigen um 60 Prozent gewachsen.

Und das ist nur eines von vielen Indizien für die zunehmende Überalterung der Bevölkerung. Unter den Balearen-Bewohnern befanden den sich laut der Statistik auch 174.775 Menschen, die älter als 65 Jahre sind. 2011 gab es in dieser Altersgruppe nur 158.671 Bewohner. Seither ist die Zahl stetig gewachsen. Noch nie zuvor kamen statistisch so viele über 65 ­Jahre alte Menschen - genau 98 - auf 100 Personen unter 15 Jahren. Dass es praktisch ebenso viele Senioren wie Jugendliche gibt, ist historisch einzigartig. „Um eine ausreichende Reproduktion der Bevölkerung zu garantieren, bräuchten wir mindestens eine Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau. Davon sind wir mit 1,1 bis 1,3 Kindern, je nach Baleareninsel, jedoch weit entfernt", erklärt Pere Salvà, Humangeograf an der Balearen-Universität (UIB).

Obwohl die Bevölkerung aller vier Inseln - Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera - tendenziell älter wird, habe jede Insel eigene Merkmale: „Auf Menorca ist die Altersgruppe der über 50-Jährigen sehr bedeutend. Auf ­Ibiza wiederum leben sehr viele junge Menschen, auch viele erst kürzlich zugewanderte. ­Mallorca befindet sich diesbezüglich zwischen Menorca und Ibiza: Hier gibt es viele 20- bis

50-Jährige, die nach wie vor eine wichtige ­Altersgruppe bilden", sagt Pere Salvà.

Einer der Folgen der Überalterung ist, dass es einen höheren Bedarf an Pflegeeinrichtungen und -Personal gibt. „Verglichen mit der Zahl an Bedürftigen haben wir deutlich zu wenige Pflegeplätze", so Salvà. Im vergangenen Jahr standen auf den Balearen 800 Menschen auf der Warteliste, um in eine öffentliche Seniorenresidenz kommen zu können. Über die Hälfte der Bewerbungen, etwa 500, konzentrierten sich auf den Raum Palma. In der Balearen-Hauptstadt soll bis Ende des Jahres 2019 in Ciutat Jardí ein neues Heim mit Platz für 120 Personen gebaut werden. In anderen Gegenden wie Sóller sind zumindest neue Tageszentren für Senioren geplant.

Zugleich belastet die Überalterung auf den Balearen, ebenso wie spanienweit und auch in Deutschland, das Rentensystem. Damit die Renten auch in Zukunft ausgezahlt werden können, bräuchte es auf der Insel sehr viel mehr junge Menschen im arbeitsfähigen Alter. Abhilfe könnte hier die Zuwanderung bieten: Die auf den Balearen gemeldete Bevölkerung ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Zum 1. Januar 2018 waren auf den Inseln offiziell 1.128.139 Menschen gemeldet. Das war noch einmal 1,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In anderen spanischen Regionen wie Aragón, Asturien oder Extremadura schrumpfte die Bevölkerung hingegen.

Seit dem Jahr 2000 sei etwa 80 Prozent des Bevölkerungswachstums auf den Balearen der Zuwanderung zuzuschreiben, so Salvà. Zu über zwei Drittel handelt es sich bei den Zugewanderten um Ausländer. Die vom spanischen Festland oder den Kanaren Eingewanderten machten nur etwa ein Drittel aus. Nach Nationalität sind die Länder mit den meisten Immigranten auf den Balearen laut der aktuellen INE-Statistik Marokko, Italien, Kolumbien, Deutschland und das Vereinigte Königreich. Zumindest die Deutschen und die Briten dürften dabei den Altersschnitt auf den Insel nicht wesentlich senken.

Die Balearen sind die Autonome Region Spaniens, in der mit einem Anteil von 17,1 Prozent die meisten Ausländer leben. In absoluten Zahlen waren im Januar 2018 genau 192.412 Menschen offiziell auf der Inselgruppe gemeldet. Der Ausländeranteil auf Ibiza beträgt etwa 23 Prozent, der auf Mallorca 16 Prozent und der auf Menorca 10 Prozent. Im spanienweiten Vergleich hat auch Katalonien mit 14,2 Prozent wie auch die Region Murcia mit 13,7 Prozent einen relativ hohen Ausländeranteil.