Auf den ersten Blick hat der klobige Holzklotz mit Rückenlehne und Sitzfläche wenig Besonderes an sich. Nur der umkreiste Stern und die Initialen „A" und „M", die in das Holz geschnitzt sind, geben Hinweis darauf, dass es sich um ein Stück Zeitgeschichte handelt. Ein Relikt der kubanischen Freiheitskämpfe für die Unabhängigkeit von Spanien.

„Die Rückgabe des Sessels ist alles, was ich mir in meinem Leben noch wünsche", hatte Tomeu Sancho im Juni 2016 zur MZ gesagt. Er dürfte mittlerweile 83 Jahre alt sein und Freudensprünge machen, denn sein Wunsch geht - zumindest zeitweise - in Erfüllung: Der Sessel kehrt zurück, zurück nach Kuba, wo der gebürtige Mallorquiner und bekennende Altkommunist Sancho seit seiner Jugend lebt.

Der Holzklotz diente einst dem berühmten kubanischen Freiheitskämpfer Antonio Maceo als Sitzgelegenheit bei Feuerpausen, damals, im Unabhängigkeitskampf gegen die Spanier. Maceo fiel im Dezember 1896, und sein Widersacher, der mallorquinische General Valeriano Weyler, schaffte den Kommandanten-Sitz als Kriegsbeute nach Mallorca. Bis dato weilte er im Militärmuseum Portopí. Jetzt, nach langen Verhandlungen, hat das Verteidigungsministerium ihn endlich an die Stadt Palma übergeben. Er solle ab sofort im Schloss Bellver ausgestellt werden, so Bürgermeister Antoni Noguera.

Und die Kubaner, die wie der alte Bartomeu Sancho hoffe­­­n, das Relikt auf ihrer Insel zu sehen? Die dürften den Sessel gern für längere Zeit ausleihen und in Havanna zur Schau stellen, so Noguera. Zumindest vorübergehend. So ganz aus der Hand geben will Palma das gute Stück dann doch nicht.