Der Sommer in Deutschland war heiß, sehr heiß. Mal wieder ein sogenannter Jahrhundertsommer. So wie auch schon 2003, 2006 und zumindest mit Abstrichen 2015. Bleiben die Menschen angesichts der Temperaturen daheim lieber in heimischen Gefilden, als sich nach Mallorca aufzumachen? Diesen Schluss legt die „Bild"-Zeitung nahe. Ende August vermeldete das Blatt, dass der Suchbegriff „Ostsee Urlaub" im August erstmals seit 2013 die Kombination „Mallorca Urlaub" überflügelt hat. 110.000 Suchanfragen für die Ostsee standen 74.000 Anfragen für Mallorca gegenüber.

Die These, dass lang anhaltende Schönwetterperioden in Deutschland spürbare Auswirkungen auf die Reiselust haben, ist allerdings nur bedingt zulässig. Dafür spricht, dass die Zahl der Übernachtungen auf den Balearen im Juli um 11,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen ist. Und es gibt Reiseveranstalter in Deutschland, die einen Effekt bei ihren Buchungen spüren. So etwa Schauinsland. Beim Veranstalter aus Duisburg erfährt man, dass einige Stammkunden, die eigentlich im Sommer verreisen wollten, letztlich doch zu Hause geblieben sind. „Viele von ihnen haben sich bis zuletzt offengelassen, ob sie spontan noch in den Urlaub fahren oder nicht", erklärt eine Sprecherin des Unternehmens der MZ. Zwar hätten einige noch kurz entschlossen eine Reise gebucht, aber „tendenziell waren Ostsee und Nordsee besser gebucht als in den vergangenen Jahren".

Wobei, so schränkt die Sprecherin ein, Mallorca und Spanien generell dennoch im Last-minute-Bereich im Vergleich zu anderen Sonnenzielen gut gebucht worden seien. „Das mag auch damit zusammenhängen, dass in diesem Jahr noch Kapazitäten frei waren, was in den vergangenen Jahren nicht der Fall war."

Diese Erfahrungen haben auch andere Anbieter gemacht. So erfährt man bei der Beraterin des Last-minute-Reisebüros Bye-Bye am Flughafen Köln-Bonn, dass die Nachfrage nach Mallorca trotz des schönen Sommers ungebrochen war. „Und wir können diese Nachfrage dank der guten Flugverbindungen bedienen." Der heiße Sommer habe das Geschäft keineswegs verhagelt. „Der Balkon zu Hause ist eben doch nicht dasselbe wie der Strand auf Mallorca", sagt die Beraterin.

Auch bei der Tui hat man keine großen Auswirkungen des Rekordsommers in Deutschland feststellen können, wie Sprecherin Susanne Stünckel der MZ erklärt. „Mallorca bleibt das beliebteste Reiseziel deutscher Tui-Gäste", heißt es aus Hannover. Die Buchungen lägen aktuell auf Vorjahresniveau. Dass die Auswirkungen des Wetters in Deutschland nicht spürbar waren, könne auch mit dem Buchungsverhalten der Deutschen zu tun haben. „Der hohe Anteil an frühen Buchungen konnte den Effekt des anhaltenden guten Wetters in Deutschland begrenzen und hat sich nicht nachhaltig auf die Buchungszahlen für Mallorca ausgewirkt." Aus dem Thomas-Cook-Reisebüro in München heißt es ebenfalls: „Keine spürbaren Rückgänge bei Buchungen nach Mallorca." Der heiße Sommer habe sich nicht negativ bemerkbar gemacht.

Auch die Ankünfte am Flughafen Son Sant Joan zeigen keinen Zusammenhang zu schönen Sommern in Deutschland und einer verringerten Reiseaktivität nach Mallorca. In diesem Jahr sind im Juli so viele Reisende aus Deutschland wie in keinem anderen Juli am Flughafen von Palma angekommen: exakt 727.025 . Das sind noch einmal knapp 50.000 mehr als im Rekord-Sommer 2017. Zumindest teilweise könnte dieser Zuwachs daran gelegen haben, dass aufgrund der günstigen Preise viele nur für kurze Zeit auf die Insel kamen oder mehrfach hin- und herflogen. Allerdings waren auch 2006 und 2015 keine signifikanten Unterschiede zu den jeweiligen Vor- und Folgejahren auszumachen. Selbst als 2006 die Fußball-WM in Deutschland bei Traumwetter stattfand, stieg die Zahl der Reisenden aus Deutschland im Vergleich zum Vorjahr.