In einer Straße hinter der Playa de Palma beugen sich Roberto und Carlos über ein Abflussgitter. Pedro Morell, der Stadtveterinär von Palma, kommt hinzu und zeigt in den Schacht: „Siehst du, wie sich das Wasser bewegt? Das heißt, dass da Tigermückenlarven drin sind." Also, Griff in die Werkzeugkiste, und Carlos wirft eine Tablette mit einem Larvizid durch die Metallstäbe.

Dann geht es weiter. Die zwei Mitarbeiter der Firma Lokímica ziehen eine Art Mülltonne hinter sich her. Darin befindet sich ihr gesamtes Waffenarsenal: ein Drucksprüher mit Kakerlakengift, die Larvizid-Tabletten, Rattenköder. Am nächsten Gullydeckel bleiben sie

stehen. Hier sind Kakerlaken zu Hause. Mit einem Magneten öffnet Roberto den schweren Metalldeckel. Der Blick fällt auf auf zwei, drei davonhuschende Kakerlaken, dann heißt es Insektizid marsch: Einmal rundum wird der Schacht mit dem Mittel eingesprüht. Anschließend Klappe zu, nächster Gully. Die Krabbeltiere sollten jetzt tot sein.

Wir sind mit Palmas Ungezieferjägern unterwegs. So wie Carlos und Roberto gibt es sechs weitere Duos, die Vollzeit gegen ekliges Ungeziefer im Stadtgebiet im Einsatz sind. Ratten, Kakerlaken und Mücken sowie deren Larven jagen, das ist ihr Job. Die Firma Lokímica, die ihren Sitz auf dem spanischen Festland hat, erhält vom Rathaus rund eine halbe Million Euro pro Jahr für die Plagenbekämpfung. Nur auf öffentlichen Wegen wohlgemerkt, nicht auf Privatgrundstücken.

Ausschließlich um Mücken und ihre Larven kümmern sich José und Angel - vor allem um deren Kontrolle. Vorzubeugen sei das Wichtigste, da effektiver, erklärt Morell. Erster Schritt bei den im Sommer täglichen Kontrollen, die das Team vor allem in Feuchtgebieten wie dem Pla de Sant Jordi durchführt, sei das Monitoring: „Gibt es Larven? Dann setzt man das Insektizid ein oder eben nicht."

Benutzt wird dafür ein biologisches Larvizid, dessen Wirkstoff die Bakterie Bacillus thuringiensis israelensis ist. Alberto Chordá, der Chef der Ungezieferjäger, erklärt das mit nahezu verwirrender Präzision. Schließlich hat der promovierte Biologe, der die Einsätze der Teams plant, koordiniert und überwacht, seine Doktorarbeit über Mücken geschrieben. Das hellbraune Granulat sei für Menschen ungefährlich. Vom Aussehen her erinnert es an Müsli. An diesem Tag entdecken José und Ángel nur wenige der kaulquappenähnlichen Larven - ein gutes Zeichen, trotzdem streuen sie ein paar Hände voll Larvizid in den Teich.

Während Stechmücken lediglich bekämpft werden, weil „der moderne Stadtmensch es nicht erträgt, wenn ihn Mücken stechen", wie Pedro Morell es mit etwas Ironie formuliert, können Tigermücken Krankheiten wie Zika, Gelbfieber oder Dengue übertragen. Noch sind die Erreger nicht in Europa verbreitet, aber mit dem Insekt kam 2012 der erste mögliche Überträger. Anders als die „normalen" Mücken findet man sie viel in der Stadt. „Sie bevorzugen kleine, geschlossene Gewässer in der Nähe des Menschen, denn wir sind ihr Lieblingsgericht", so Chordá. Abgestandenes Wasser im Garten sei die ideale Brutstätte. Doch da kommt Lokímica nicht hin; deswegen liegt Chordá die Sensibilisierung der Bevölkerung sehr am Herzen.

Dass die Maßnahmen trotz der Begrenzung auf öffentliches Territorium effektiv sind, belegen Zahlen, zumindest nach Angaben von Maria Antònia Comas, der Generaldirektorin für Gesundheit bei der Stadt. Im Vergleich zum Vorjahr seien diesen Juli rund ein Viertel weniger Anrufe bei der Hotline 010 aufgrund von Kakerlaken oder Ratten eingegangen. Denn wer sich an einem öffentlichen Ort von dem Ungeziefer gestört fühlt, kann dies dort melden. Um den Fällen schnell nachzugehen, gibt es eigens ein mobiles Team.

Zur Überprüfung des Erfolgs hat Chordá allerdings auch ein eigenes System. Im Parc dels Ceibos geht es auf Rattenjagd. Chordá zeigt seinen Monitoring-Plan: Als vor einem Jahr die ersten Köder ausgelegt worden waren, wurden sie zu Beginn immer „vollständig gefressen". Nun sind sie kaum angerührt - die Tiere sind tot. Boxen mit den giftigen Ködern platzieren die Mitarbeiter jedoch weiterhin. Zur Vorsorge, deren Wichtigkeit Chordá nicht müde wird zu betonen. Aber gut versteckt müssen sie sein. Einmal habe eine Freundin ihm erzählt, dass sie ihrem Kaninchen im Park Auslauf gönnte. Chordá machte sich Sorgen, das Tier könnte doch am Köder knabbern: „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen." Opfer der Köder wurden jedoch nur die Ratten.