Der Einsturz eines großen Stücks der historischen Stadtmauer von Alcúdia wirft auf Mallorca eine Reihe von Fragen auf, auf die es nun erste Antworten gibt. Offensichtlich führte eine schlecht durchgeführte Restaurierung mit Portlandzement zu dem gefährlichen Einsturz, bei dem zum Glück niemand verletzt wurde. Die MZ sprach darüber mit der für Denkmalschutz und Kulturerbe zuständige Dezernentin im Inselrat Mallorca, Kika Coll.

Was genau ist passiert?

Mehrere Meter der Stadtmauer brachen am Montagabend (17.9.) gegen 22 Uhr herunter. Die Mauer sei "auf einer Länge von etwa zehn und in einer Höhe von vier Metern" betroffen, bestätigte Coll gegenüber der MZ. Ein Großteil der Brocken fiel in den Graben außerhalb der Innenstadt. Der Teil des Gesteins, der nach innen fiel, stürzte aus mehreren Metern Höhe in die viel genutzte Fußgängerzone Camí de Ronda. "Zum Glück kam niemand zu Schaden", erklärte eine Sprecherin des Rathauses.

Wie kam es zu dem Unglück?

Techniker des Inselrats untersuchten die Mauer am Dienstagmorgen. Der Teil der Stadtmauer sei vor "etwa 30 Jahren restauriert worden", erklärt Coll. Dabei habe man Portlandzement benutzt, den man heute als ungeeignet eingestuft hat. "In dem Zement hatten sich wahrscheinlich Risse gebildet, durch die Wasser eindrang. Bei den starken Regenfällen der Tage zuvor haben sich große Mengen Wasser angesammelt, die nicht ablaufen konnten. So kam es zu dem Einsturz", meint Coll. Heute benutze man in solchen Fällen Kalkmörtel, der solche Wasseransammlungen verhindert, fügt sie hinzu.

Was geschieht nun mit der Stadtmauer von Alcúdia?

Die Gemeinde arbeitet seit Jahren an einem Projekt, um die Stadtmauer restaurieren zu lassen. Dieser Projektantrag sei "just an dem Tag fertiggeworden, an dem der Mauerteil eingestürzt ist", bestätigt Coll. Nun müsse das Projekt überarbeitet werden. Dann beginne man mit der Sanierung der Stadtmauer.

Wie hoch ist die Gefahr, dass weitere Teile herabbrechen?

Die Techniker des Inselrats werden die Mauer untersuchen. So lange werde der Camí de Ronda gesperrt. Vermutlich werde man riskante Stellen mit einem Metallnetz schützen müssen. "Zur Zeit ist noch nicht abzusehen, wie lange das dauert", erklärt Coll.

Gibt es weitere Gebäude auf Mallorca, bei denen so etwas passieren könnte?

Bereits vor einigen Jahren wurde ein Teilstück am Bellver-Schloss in Palma de Mallorca restauriert, wo durch den Einsatz von Zement die Gefahr eines Einsturzes drohte, bestätigt Coll. Der Einsatz von Portlandzement war vor einigen Jahrzehnten noch üblich.