„Surt es sol a Ciutat, de color carabassa ?s sa Catedral / sa calitja se mescla amb es fum d'un vaixell d'Iscomar. / S'edifici de Gesa se desmorona i cauen reflexos damunt s'arena / des vidres daurats, faraones obres de temps passats."

(„Die Sonne geht auf über Palma, kürbisfarben leuchtet die Kathedrale /der Dunst mischt sich mit dem Rauch einer Iscomar-Fähre. / Das Gesa-

Gebäude zerbröckelt, von goldenen Glasfronten reflektierte Lichtstrahlen fallen auf den Sand, Größenwahn vergangener Zeiten.")

Die poetischen Zeilen der mallorquinischen Band Antònia Font aus dem Jahr 2011 beschreiben wohl sehr viel präziser als jede politische Stellungnahme von heute, wie es um das Gesa-Gebäude am Paseo Marítimo von Palma steht. Seit über einem Jahrzehnt tobt der städtebauliche und juristische Streit um den früheren Unternehmenssitz des Stromversorgers Gesa, der zwischenzeitlich im italienischen Endesa-Konzern aufging. Jetzt hat die Stadtverwaltung von Palma die Schlüssel für den gläsernen Kasten wieder an Endesa zurückgegeben - alles auf Anfang. Mit dem Unterschied eben, dass das in Fachkreisen renommierte Bauwerk von Architekt Josep Ferragut mächtig heruntergekommen ist.

Die Lage ist so verzwickt, dass auch Stammleser der mallorquinischen Tageszeitungen den Überblick verloren haben dürften. Umso erstaunlicher, dass die Linksregierung in Palmas Rathaus im vergangenen Jahr noch ehrgeizige Pläne für ein Innovations- und Kulturzentrum präsentierte. Die Realisierung schien nur noch eine Frage der Zeit und der Finanzierung zu sein. Konzerte und Events, eine Achse der Kultur, Vermietung von Büroräumen, ein Panorama-Restaurant im obersten Stock - alles hinfällig aufgrund einer ganzen Reihe von inzwischen ergangenen Urteilen.

Die verfahrene Situation ist vor allem Folge von widersprüchlichen politischen Entscheidungen infolge der Regierungswechsel im Vier-Jahres-Rhythmus. Ursprünglich hatte Endesa das Gelände im Zuge der Verlegung des Firmensitzes nach Coll d'en Rabassa 2005 an den katalanischen Bauträger Núñez y Navarro verkauft. Das Unternehmen plante eine luxuriöse Wohnanlage. Doch dann stellte die im Inselrat regierende Regionalpartei Unió Mallorquina das Gebäude unter Denkmalschutz, sodass es nicht mehr abgerissen werden konnte - ein Manöver der zwischenzeitlich wegen Korruption verurteilten früheren Inselratspräsidentin, bei dem nicht nur architektonische Argumente eine Rolle gespielt haben dürften.

Als dann 2007 die Macht in Palmas Rathaus von den Konservativen an Mitte-Links wechselte, wurden zudem die umliegenden Grundstücke umgewidmet, um statt der Luxusapartments einen öffentlichen Park anzulegen. Die betroffenen Bauträger erhielten zum Ausgleich brachliegende Grundstücke in größerer Entfernung zum Meer, dafür aber mit doppelter Quadratmeterzahl. Dagegen legten die Konzerne wie auch Endesa Klage ein - ein Damoklesschwert, das über den Plänen für das Gesa-Gebäude schwebte und erst zwei Legislaturperioden später herabgehen sollte.

Gerichtsstreit eins: Bebauungsplan

Das Verwaltungsgericht und später der Oberste Gerichtshof erklärten 2017 eine Änderung des Bebauungsplans von 2009 für nichtig, der die ehemaligen Baugrundstücke zum Park­gelände umgewidmet hatte. Die Richter argumentierten, dass die Kosten dieser Maßnahme falsch berechnet worden seien. Auch hätten den Bauträgern als Ausgleich mehr Quadratmeter zugestanden . Vergeblich hatte die Stadt argumentiert, dass die Grundstücke zwar in Meeresnähe lagen, jedoch nicht direkt am Strand, sondern an der Stadtautobahn.

Gerichtsstreit zwei: Denkmalschutz

Parallel war auch der Streit um den Denkmalschutzstatus ausgetragen worden. Die Gerichte bestätigten ihn schließlich 2014 in letzter Instanz - und erklärten gleichzeitig den Kaufvertrag mit Núñez y Navarro für nichtig. Argument: Endesa hätte dem Bauträger ein bebaubares Grundstück zur Verfügung stellen müssen. Dass Núñez y Navarro nach dem Willen der Stadt ohnehin woanders bauen sollte, spielte für die Richter offenbar keine Rolle.

Die Konsequenz aus den Urteilen zu Bebauungsplan und Denkmalschutz: Sowohl Kaufvertrag als auch der Deal zum Tausch der Grundstücke sind nichtig, Endesa wird wieder Eigentümer des früheren Firmensitzes. Nach einem Stadtratsbeschluss vom Juni und Verhandlungen mit dem Konzern konnten erst jetzt die Schlüssel übergeben werden.

Während der Streit vor den verschiedenen Gerichten ausgetragen wurde, machte das Gesa-Gebäude noch ganz andere Schlagzeilen. Obdachlose stiegen durch kaputte Scheiben ein, Kupferleitungen verschwanden, ein Drogenabhängiger tat hier seinen letzten Atemzug. Die Stadt ließ den Zugang zumauern, doch Sprayer gelangten bis aufs Dach, und an der Fensterfront gingen weiter Scheiben zu Bruch. Es ist der Niedergang eines Gebäudes, das auf Mallorca mit seinem sogenannten International Style seiner Zeit voraus war. Was die einen als hässlichen Klotz bezeichneten, verglichen andere mit dem UNO-Sitz in New York.

Was nun aus dem Bau mit der verspiegelten Vorhangfassade wird, ist offen. Die Stadt bereitet eine neue Änderung des Bebauungsplans vor, um den Park zu retten. Und Endesa will das Gebäude erst einmal verschlossen lassen. Man könnte es auch wie Antònia Font beschreiben: „Das Gesa-Gebäude zerbröckelt ..."