Der Teilabriss der Elendssiedlung Son Banya bei Palma de Mallorca geht in die heiße Phase. Am Mittwoch (3.10.) musste auch die Matriarchin "La Paca", die einen der bedeutendsten Drogenclans im "poblado" leitete, Unannehmlichkeiten wegen der Arbeiten inkauf nehmen.

Im eigenen Pkw und bepackt mit mehreren Einkaufstüten kam "La Paca" am Morgen in der Siedlung an, wurde aber bereits an der Einfahrt von rund 30 Polizeibeamten gestoppt, die dafür sorgten, dass die Angestellten der Abrissfirma ihre Arbeit ungehindert fortführen können. Derzeit sind sie in einer der hintersten Straßen der kleinen Barackensiedlung aktiv, ganz in der Nähe von "Pacas" einstigem Haus, das bereits vor acht Jahren abgerissen worden war.

Die Stimmung war angespannt - schließlich galt es, neuerliche Ausschreitungen zu verhindern. Erst eine Woche zuvor hatten Anwohner von Son Banya die Arbeiter mit Steinen beworfen, auch ein Taxi wurde beschädigt, in dem Journalisten des spanischen Fernsehsenders RTVE angereist waren. Eine Sprecherin der Anwohner entschuldigte sich am Mittwoch für die Vorkommnisse. "Das waren vier junge Leute. Es darf nicht wieder vorkommen, wir müssen uns an das Gesetz halten", teilte sie mit, betonte aber auch, dass der Abriss der Siedlung zu nichts führen würde. "Die Drogen werden auch weiterhin verkauft, entweder hier oder im Zentrum von Palma de Mallorca." Letzlich blieb es tatsächlich ruhig und die Fachkräfte konnten ihre Arbeiten fortsetzen.

Hintergrund: Zuhause im Drogen-Ghetto von Mallorca

Die Häuser, die auf der Abrissliste stehen, sind bereits allesamt unbewohnt. Im Vorfeld hatte das Rathaus von Palma de Mallorca versucht, Sozialverträge mit den ehemaligen Bewohnern zu schließen. In diesen verpflichten sich die Familien dazu, aktiv an ihrer Integration in den Arbeitsmarkt zu arbeiten und keine Rechtswidrigkeiten zu begehen. Dafür bekommen sie von der Stadt über mehrere Jahre Wohnungsgelder.

Dennoch ist ein Teil der Bevölkerung in Son Banya noch immer strikt gegen den Abriss des Ghettos, das in den 1960-er Jahren unter Franco am Rand von Palma aufgebaut worden war, um die Sinti und Roma aus einfachen Blechhütten bei El Molinar zu vertreiben. Was eigentlich als Übergangsprojekt gedacht war, um sie in die Gesellschaft zu integrieren, mündete im Laufe der Jahrzehnte dazu, dass Son Banya heute als "Drogensupermarkt von Mallorca" bekannt ist. /somo

Die Geschichte des Drogensupermarkts von Mallorca