Eigentlich läuft im deutsch-internationalen Kindergarten Sa Planera in Santa Maria del Camí auf Mallorca alles rund. Vor wenigen Wochen erst schickte die Deutsche Botschaft in Madrid eine befürwortende Verbalnote an die spanischen Behörden, um auf die Qualität der Einrichtung hinzuweisen - die offizielle Anerkennung durch das hiesige Erziehungsministerium stehe also kurz bevor, so Leiterin Ariane Bartsch. Umso betroffener ist die Diplom­sozialpädagogin über die Debatte, die sich in den Medien in Deutschland um die Kita entfacht hat.

„Bundes-Awo will Aufklärung über Mallorca-Kita", titelte der NDR am Dienstag (2.10.) auf seiner Website, auch andere Medien zogen nach. Der Tenor: Was hat eine Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt auf einer Ferieninsel wie Mallorca zu suchen?

Träger der Kita, die Platz für bis zu 28 Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren bietet, ist der Awo-Kreisverband Schwerin-Parchim e.V. Man habe sich von einem EU-Projekt zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa inspirieren lassen, so der Vorstandsvorsitzende des besagten Kreisverbands, Bernd Sievers, zu deutschen Medien. So sei man auf die Idee gekommen, 2015 die Einrichtung auf Mallorca zu eröffnen - verbunden mit der Hoffnung, dass durch die Kita in Santa Maria Interessenten für eine Ausbildung in Deutschland geworben werden könnten, wo es personellen Bedarf in der Kinderbetreuung gibt.

„Ungewöhnlich" kommentierte laut NDR jetzt das Sozialministerium in Schwerin. Eine Awo-Kita auf Mallorca liege „nicht im Interesse des Landes". Abgeordnete verschiedener Parteien im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern brachten ihr Missfallen zum Ausdruck. Und auch der Bundesverband der Awo, der bislang nichts von der Einrichtung auf Mallorca gewusst haben will, hinterfragt die „Angemessenheit und Sinnhaftigkeit einer solchen Einrichtung". Die Kreisverbände der Awo seien selbstständig, in ihrem unternehmerischen Handeln aber an Satzung und Statut der Awo gebunden.

„Wir sind eine Tochtergesellschaft des Kreisverbands, eine S.L.U., und finanzieren uns ausschließlich aus Elternbeiträgen von der Insel", so Leiterin Ariane Bartsch zur MZ. Auch Fördermittel vom Land Mecklenburg-Vorpommern habe es nie gegeben. Deshalb verstehe sie die Aufregung nicht. Und „ungewöhnlich" will sie ihre Einrichtung auch nicht genannt wissen. Awo-Kindergärten gebe es auch in Togo und Gambia, und Spanien sei immerhin Teil der EU.

In der Kita in Santa Maria halte man sich im Übrigen an Awo-Grundwerte wie Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit sowie Gerechtigkeit und biete eine bilinguale Pädagogik an. „Den Kindern stehen spanische und deutsche Muttersprachler als Bezugspersonen zur Verfügung." Kooperationen mit deutschen Unis gebe es bereits, eine Zusammenarbeit mit der Balearen-Universität werde angestrebt - auch, um Spanier für den Beruf zu interessieren. „Unsere Arbeit hier wird mit der Debatte in Deutschland zunichtegemacht", befürchtet Ariane Bartsch.