Unter den bislang zwölf Todesopfern der Flutkatastrophe auf Mallorca befinden sich auch drei Deutsche. Das hat der Rettungsdienst 112 am Donnerstagnachmittag (11.10.) gegenüber der Mallorca Zeitung bestätigt. Bei den drei Todesopfern handelt es sich um ein deutsches Ehepaar, dessen Leichen am Donnerstag gefunden wurden, sowie einen Mann, der bislang nicht hatte identifiziert werden können. "Wir müssen leider mitteilen, dass wir in der Nähe von Artà zwei Tote gefunden haben, einen Mann und eine Frau, nahe der Stelle, wo das Fahrzeug des vermissten deutschen Paares entdeckt worden war", hieß es in einem Tweet von 112 vom Donnerstag gegen 15 Uhr.

Bei dem Mann soll es sich nach Informationen der "Neue Presse" aus Hannover um ihren Kollegen Andreas K. (57) handeln. Er besitze auf der Insel eine Finca und sei am Dienstagabend mit seinem Auto von Capdepera aufgebrochen, um eine Bekannte vom Flughafen abzuholen. Dabei musste er durch Sant Llorenç fahren. Am Flughafen ist er nie angekommen. "Nach einer ersten, leider fälschlichen Entwarnung durch die Notfalleinsatzzentrale in Palma verdichtete sich zuletzt der Verdacht, dass es sich bei dem bislang noch nicht identifizierten Toten um Andreas K. handeln könnte", schreibt die Zeitung.

Das Fahrzeug des vermissten deutschen Paares war am Donnerstagvormittag auf der Strecke zwischen Artà und Canyamel gefunden, wie ein Beamter der Guardia Civil gegenüber der MZ erklärte. Der Ford Focus wurde mit geöffneten Türen und persönlichen Habseligkeiten im Innern vorgefunden - möglicherweise hatte das Paar, das in der Gegend von Artà Urlaub machte, das Fahrzeug verlassen und war von einer Flutwelle erfasst worden. Der letzte Kontakt sei per Telefon mit einer Freundin gewesen - anscheinend riefen die Deutschen am Dienstagabend (9.10.) während des Unwetters an und sagten, dass sie Probleme mit dem Auto hätten, wie eine Sprecherin von 112 gegenüber der MZ erklärte.

Das weiterhin vermisste Kind war zusammen mit seiner Mutter und seiner siebenjährigen Schwester in einem Fahrzeug, das von dem über die Ufer getretenen Sturzbach in Sant Llorenç erfasst worden war. Die Frau konnte die Tochter noch retten, bevor sie selbst den Tod fand.

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Such- und Säuberungsaktionen

Such- und SäuberungsaktionenAn der Suche beteiligen sich nun zusätzliche Einsatzkräfte, auch zu Wasser und aus der Luft soll gesucht werden. Allein das spanische Militär ist mit mehr als 300 Personen beteiligt. Zum Einsatz kommt zum Teil schweres Gerät, um unter anderem Fahrzeuge zu bergen, die von den Fluten mitgerissen worden waren. Am Donnerstag stießen die Einsatzkräfte in Sant Llorenç auf Dutzende von Pkw, die von der Wucht des Wassers in Gassen und Einfahrten getrieben worden waren und die Wege blockieren. Die Wracks werden in ein Depot in der Nähe des Bahnhofs gebracht. Die Straßen liegen unter einer Schlammschicht, viele Läden sind weiterhin geschlossen.

Erschwert wird die Arbeit der Rettungskräfte durch Privatleute, die Drohnen über dem Katastrophengebiet fliegen lassen - darunter auch TV-Sender. Die Guardia Civil verlangte, dass die Flüge eingestellt werden, um den Einsatz der Helikopter nicht zu behindern. Andernfalls müsse man die Drohnen abschießen und die Verantwortlichen bestrafen.

So teuer wird die Instandsetzung

Ziel sei es, die Säuberung von Sant Llorenç am Donnerstag abzuschließen, um anschließend die Reparaturarbeiten zu koordinieren, erklärte die Ministerin für öffentliche Verwaltung, Catalina Cladera. Allein die Instandsetzung der Verkehrswege dürfte mehr als 22 Millionen Euro kosten, erklärte die zuständige Dezernentin beim Inselrat, Mercedes Garrido, auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Die Kosten für die Reparatur der beschädigten Brücken werden mit 2,7 Millionen Euro beziffert.

Für die Nacht auf Donnerstag war ein spezieller Sicherheitsplan zum Einsatz gekommen, um Diebstähle und Plünderungen in den betroffenen Orten Sant Llorenç, Son Carrió und s'Illot zu verhindern. Am Donnerstag ist geplant, dass sich mehrere hundert Personen an den Aufräum- und Säuberungsaktionen beteiligen.

Frust in Canyamel

Frust in CanyamelIm Küstenort Canyamel unterdessen beschweren sich Anwohner, dass sich kaum Helfer blicken ließen, obwohl es auch hier Schäden gebe - zwar nur unmittelbar im Bereich des Sturzbachs, aber auch hier wurden Pkw von den Fluten mitgerissen. Auch ein großes Hotel wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die Urlauber hätten größtenteils Verständnis für den zum Teil improvisierten Service, so der Hoteldirektor gegenüber der MZ.

Übersichtsartikel: Die Flut - Mallorca und die Wetterkatastrophe