Als Held sieht sich Daniel Thielk nicht. Der 36-Jährige aus Brandenburg handelte ohne nachzudenken, als er am Dienstagabend (9.10.) ein siebenjähriges Mädchen vor dem Ertrinkungstod bewahrte. Am Freitag (12.10.) hat sich die Familie der kleinen Úrsula nun beim Deutschen bedankt. "Der Onkel und die Tante des Mädchens haben mich in Cala Ratjada abgeholt. Gemeinsam sind wir dann an den Ort gefahren, wo ich die Kleine aus dem Wasser gezogen habe", berichtet Thielk am Nachmittag der MZ am Telefon.

Die Siebenjährige sei bei dem Treffen nicht dabei gewesen, bei dem eine Rettungssanitäterin, die Deutsch konnte, für die Verständigung zuständig war. Der Vater des geretteten Mädchens habe ihn in den Arm genommen und geweint, berichtet Thielk. Er brachte das T-Shirt mit zum Treffen, das die Kleine getragen hatte, als der Deutsche sie aus dem Wasser zog. Ein Geschenk habe die Familie ihm nicht gemacht, sagt er. "Aber das habe ich auch gar nicht erwartet. Ich fand es ja rührend, dass sie mich treffen wollten. Für mich war es selbstverständlich, das Mädchen aus dem Wasser zu holen", sagt Thielk.

Gemeinsam mit Rettungskräften suchten sie an der Unglücksstelle noch einmal nach dem weiterhin vermissten Bruder der Siebenjährigen. Inzwischen wurden mehrere persönliche Dinge des Jungen gefunden, wie etwa der Rucksack. Von dem Kind aber fehlt weiterhin jede Spur. Die Mutter war bei dem Unwetter am Dienstag in ihrem Auto ums Leben gekommen. Sie war mit den beiden Kindern im Auto unterwegs und wurde nahe Son Carrió von den Wassermassen überrascht.

Thielk, der mit dem Rad von s'Arenal nach Cala Ratjada unterwegs war, hatte zu dieser Zeit Unterschlupf vor dem Unwetter in einem Schuppen nahe der Stelle gesucht, an der das Auto vom Wasser mitgerissen wurde. "Ich habe die Kleine im Wasser schreien hören und bin nach draußen gegangen, um sie zu retten", erzählt er. Gemeinsam retteten sie sich wieder in den Schuppen, das Mädchen habe ihn nicht loslassen wollen. "Schließlich ist sie in meinen Armen eingeschlafen." Thielk berichtet, dass er immer wieder auf die Kleine eingeredet habe, dass ihr nichts passieren werde. Verständigen konnten sich die beiden allerdings nicht, Thielk spricht kaum Spanisch.

Drei Stunden lang harrte der Deutsche mit dem Mädchen im Schuppen aus. "Der Regen ließ dann nach, setzte aber plötzlich noch einmal heftig ein. Ich dachte, ich bin im falschen Film", erzählt Thielk.

Übersichtsartikel: drei Deutsche unter Todesopfern der Flutkatastrophe auf Mallorca