Es gilt als krebserregend und schädlich für Tiere. Laut einer neuen Studie ist es zumindest zum Teil für das massive Bienensterben verantwortlich. Wo Glyphosat zum Einsatz kommt, wächst wortwörtlich kein Gras mehr. Trotzdem hat die EU-Kommission im vergangenen Jahr die Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels in der Europäischen Union auf weitere fünf Jahre bis Ende 2022 verlängert. Seitdem ist der Aufschrei bei Umweltschützern groß - in Deutschland wie auch auf Mallorca, wo der Inselrat ebenfalls Produkte mit Glyphosat zur Bekämpfung des Unkrauts an den Straßenrändern einsetzt. Für zusätzlichen Zündstoff sorgte kurz vor der Verlängerung der Zulassung der Substanz in Europa ein Urteil aus Kalifornien. Ein Gericht verurteilte dort den Chemie-Konzern Monsanto zur Zahlung von 285 Millionen Dollar an einen Gärtner, der über Jahre hinweg Glyphosat in Form des bekanntesten Produkts Roundup eingesetzt hatte und an Lymphdrüsenkrebs erkrankt war.

Warum auch der Inselrat auf Produkte mit Glyphosat zurückgreift, ist nicht schwer nachzuvollziehen: Das Mittel ist vergleichsweise günstig zu bekommen und dabei hochwirksam. Unklar ist, wie großzügig der Inselrat die umstrittene Substanz an den Straßenrändern verspritzt. Beim Consell de Mallorca heißt es: „Das Mittel wird kontrolliert gespritzt" - und zwar nur dann, wenn es für die Arbeiter zu gefährlich sei, das Unkraut von Hand herauszureißen. So steht es in einer Pressemitteilung, die der Inselrat Mitte August angesichts der wachsenden Kritik an Glyphosat herausgab. Eine Sprecherin präzisiert gegenüber der MZ: „Damit meinen wir vor allem Autobahnen und Schnellstraßen, auf denen schnell gefahren wird und unsere Arbeiter nicht umherlaufen können."

Für die mallorquinische Umweltschutzorganisation Amics de la Terra ist das eine „billige Ausrede". Ihr Vorsitzender Mariano Reaño sagt: „Es ist gang und gäbe, dass Bauarbeiter auf der Straße umherlaufen. Dann stellt man einen Lkw zur Absicherung dahinter und baut ein paar Pylonen auf", kritisiert der Anwalt.

Reaño stört sich zudem daran, dass ihm der Inselrat eine Liste mit Informationen verweigert, wo und in welchen Mengen Glyphosat auf den Inseln gespritzt werde. „Ich werde immer vertröstet", sagt er. Auf Nachfrage der MZ sagt die Sprecherin nur: „Das wäre ja Wahnsinn, eine genaue Liste oder Karte zu machen mit allen Orten und allen Mengen." Klingt nicht danach, als würde die Substanz wirklich nur in Ausnahmefällen verwendet.

Zumindest erklärt die Sprecherin , dass auf den Balearen das umstrittene Mittel Roundup von Monsanto inzwischen nicht mehr zum Einsatz kommt. Und dass vor 2016 noch deutlich mehr Glyphosat in die Landschaft gespritzt wurde. In jenem Jahr trat eine Regelung in Kraft, die den flächendeckenden Einsatz des Mittels ausschloss.

Deutlich wird bei der Auseinandersetzung um das Glyphosat wie so häufig auf der Insel, dass die Verantwortung von einer zur anderen Behörde geschoben wird. Beim Inselrat beruft man sich darauf, dass man nur die vom balearischen Landwirtschaftsministerium autorisierten Produkte verwende. Und der beim Ministerium zuständige Generaldirektor Mateu Ginard wiederum sagt, dass man nur die von der Europäischen Kommission erlaubten Mittel freigebe.