Ein weiteres Unwetter hält am Freitag (19.10.) Mallorca in Atem. Besonders im Norden der Insel herrscht Ausnahmezustand: Am Vormittag mussten Rettungskräfte rund 60 Anwohner und Touristen aus überschwemmten Gebieten zwischen Pollença und Alcúdia retten. Im Einsatz waren 75 Beamte der Guardia Civil und der Feuerwehr von Mallorca.

Wie die Notrufzentrale 112 berichtet, waren die Betroffenen in ihren Häusern oder Autos durch die starken Regenfälle von der Außenwelt abgeschnitten gewesen und mussten teils mit Helikoptern aus den kritischen Gegenden heraus geholt werden.

Auch ins Zentrum von Pollença gab es aufgrund mehrerer Straßensperrungen über mehrere Stunden hinweg kein Durchkommen. Die Zufahrtswege sowie die Inca-Autobahn (Ma-13) in Richtung Alcúdia sind seit dem frühen Nachmittag aber wieder für den Verkehr geöffnet. Ebenfalls betroffen waren die Landstraßen zwischen Sa Pobla und Playa de Muro (MA-34-33), die MA-3321 zwischen Manacor und Petra, die Ma-4021 bei Son Carrió, die MA-4023 zwischen Sa Coma und Cala Millor. Die 112 rät den Autofahrern, dort auch in den kommenden Stunden besonders vorsichtig zu sein.

Warnung um Sa Pobla

Auch für das Naturschutzgebiet S'Albufera ist eine Warnung ausgerufen worden, da der dort befindliche Sturzbach Torrent de s'Erbossar über die Ufer zu treten droht, insbesondere auf der Höhe von Sa Marjal im Gemeindegebiet Sa Pobla.

In mehreren Orten der Insel liefen Erdgeschosse voller Wasser. Bis 13 Uhr galt die Warnstufe Orange in den Gemeinder der Tramuntana-Küste. Im Rest der Insel war die Warnstufe bereits auf Gelb herabgesetzt worden. Inzwischen sind alle Warnstufen aufgehoben. Die balerische Landesregierung rät dennoch jedem, sich den Sturzbächen nicht zu nähern, um Fotos von den Wassermassen zu schießen. Auch sollten Autos nur an geschützten Stellen geparkt werden.

Weitere Straßen rings um Sant Llorenç und Artà sind noch wegen des großen Unwetter vor einer Woche gesperrt.

Einen aktuellen Überblick über die gesperrten Straßen finden Sie unter diesem Link auf der interatkiven Karte zur Verkehrslage des Inselrats Mallorca.

Verzögerungen am Flughafen

Am Flughafen Palma de Mallorca muss aufgrund des Unwetter der Flugplan geändert werden. Dabei kommt es zu Verspätungen von Starts und Landungen.

Dauerregen seit Donnerstagabend

Die ersten betroffenen Gemeinden waren am späten Donnerstagnachmittag Manacor, Santanyí und Felanitx. Über Nacht waren auch Ortschaften wie Peguera im Südwesten der Insel und andere Gemeinden betroffen. Wie die balearische Notrufzentrale 112 am Freitagmorgen mitteilte, gab es inselweit 31 kleinere Vorfälle, keiner sei schwerwiegend. Mehrere Straßen mussten vorrübergehend gesperrt werden, weil kleinere Gebirgsbäche über die Ufer traten.

Wie es in der 112-Mitteilung heißt, wurde eine Straße in der Gemeinde Calvià und eine in Manacor überschwemmt, zudem drang Wasser in einige Kellerräume in Sant Llorenç ein - jenem Dorf, das am meisten unter dem starken Unwettern vom 9. Oktober gelitten hat und bei dem 13 Menschen ums Leben kamen und bis zu 600 Gebäude beschädigt wurden. In Palma fiel am Donnerstag ein Baum wegen des Sturms um, in Manacor gab es wegen der Straßennässe einen Autounfall ohne Verletzte.

Grund für den starken Niederschlag sind zwei Gewitter, die über Mallorca aufeinander treffen, gab der spanische Wetterdienst Aemet bekannt. Bis 20 Uhr wurden in Campos 21 Liter Regen pro Quadratmeter, in Sineu 14 gemessen.

Auch die Notrufzentrale veröffentlichte bereits am Mittag auf Twitter Ratschläge, die zur Sicherheit der Bevölkerung beitragen sollen. Unter anderem wird empfohlen, sich vom tobenden Meer fernzuhalten, sich weder zu Fuß noch mit Fahrzeugen in überschwemmte Gebiete zu begeben und die Häuser so gut es geht vor Regen zu schützen.

Livecams: So ist gerade das Wetter auf Mallorca

Vor allem in Sant Llorenç sitzt die Angst vor erneutem unkontrollierbarem Starkregen tief. Am Donnerstagmittag (18.10.) arbeiteten Einsatzkräfte auf Hochtouren, um das Bett des Sturzbaches, der sich zu einem tödlichen Fluss ausgebreitet hatte, auf erneute Regenfälle vorzubereiten. Diese haben bereits am frühen Nachmittag eingesetzt, sind bisher aber nicht besorgniserregend.

In Folge der Flugkatastrophe der vergangenen Woche herrscht bei so manchem auf Mallorca offenbar ausgeprägte Sorge - es gingen auch viele Notrufe wegen unbedenklicher Vorfälle wie zum Beispiel kleiner und lokaler Überschwemmungen auf der Fahrbahn ein, heißt es. /somo/ff/tg