"Ab morgen werde ich auf der Straße leben. Sie werfen mich und meine sechs Kinder, von denen die Kleinste erst ein Jahr alt ist und der Älteste elf Jahre, einfach raus. Das ist unfair. Wir brauchen eine Unterkunft, sie können uns doch nicht einfach auf die Straße setzen", rief eine Bewohnerin von Mallorcas Elendssiedlung Son Banya am Dienstag (23.10.) auf dem Rathausplatz in Palma de Mallorca.

Rund 50 Mitbewohner der Barackensiedlung in der Nähe des Flughafens Son Sant Joan versammelten sich mit ihr in der Balearen-Hauptstadt, um erneut gegen den Abrissplan des Rathauses zu demonstrieren. Zunächst demonstrierte die Gruppe vor dem Rathaus und zog dann in Richtung Parlament weiter. Dort fand am Dienstag (23.10.) eine Plenarsitzung statt.

Bereits mehrmals leisteten die Anwohner des "poblado"in den vergangenen Monaten Widerstand gegen die Pläne des Rathauses. Ende September war es dabei zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Bauarbeitern, Vertretern der Stadtverwaltung von Palma de Mallorca und den Bewohnern der Siedlung gekommen.

Die Botschaft der Protestgruppe ist immer die gleiche: Der Abrissplan sei ungerecht, da im Gegenzug keine Sozialwohnungen für die Bewohner zur Verfügung gestellt werden, diese jedoch gezwungen werden, ihre Häuser zu verlassen.

Daher forderten die Bewohner des "Drogensupermarkts von Mallorca" nun, dass die Arbeiten gestoppt werden, bis überprüft wurde, inwiefern das Rathaus die Familien bei der Unterkunftssuche unterstützen muss. Bürgermeister Antoni Noguera sagte zu, dass die Subventionen von Fall zu Fall geprüft werden müssen, dass der Abriss jedoch weiterginge.

Ebenfalls betonten die Verantwortlichen in einer Pressemitteilung, dass Familien, die eine neue Unterkunft gestellt bekommen möchten, nicht ausreichende Einkünfte für die Miete einer Wohnung und entsprechende Nebenkosten haben sowie keine alternative Wohnmöglichkeit haben dürfen. Auch dürfen keine Verfahren gegen sie, etwa aufgrund von Drogenhandels, am Laufen sein.

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Im Rathaus bat man die Protestler zudem, Kinder und Jugendliche während deren regulärer Schulzeiten, nicht zum Demonstrieren zu animieren.

Für Mittwoch (24.10.) und den Rest der Woche hat das Rathaus die Abrissarbeiten im Viertel Son Banya vorübergehend gestoppt. Im Sozialdezernat der Stadt begründete man die Entscheidung damit, dass die Beamten der Nationalpolizei, die das Viertel während des Abrisses überwachen sollten, für den Besuch des Königs Felipe VI, der wegen eines Kongresses nach Palma kommt, gebraucht werden. /sw