Die meisten Puzzle-Teile fehlen. Aber die wenigen Informationen, die über das Leben von Margaret Zimbal bekannt sind, haben Jaume Miró in den Bann gezogen: Eine Deutsche, die als Jugendliche 1933, im Jahr von Hitlers Machtübernahme, von zu Hause ausriss, durch Spanien zog und als Milizionärin des republikanischen Lagers im Spanischen Bürgerkrieg auch auf Mallorca kämpfen sollte - dieses Leben rekonstruiert der Dramaturg aus Son Servera in einem dokumentarischen Stück, das am 26. Oktober um 19 Uhr in Manacor auf die Bühne kommt.

„Am Anfang stand nur ein Name in einem Buch", meint Miró. Seit inzwischen acht Jahren beschäftigt sich der Mallorquiner mit dem Schicksal der Deutschen. Das Projekt „Les cançons perdudes" („Die verlorenen Lieder") ist eng verbunden mit einer vorherigen Inszenierung und Dokumentation über fünf spanische Milizionärinnen, die 1936 zu Beginn des Bürgerkriegs in Manacor ermordet worden waren (MZ berichtete). Wie auch Zimbal in den Strudel des Bürgerkriegs geraten sollte, erzählen Schauspieler in wechselnden Rollen auf Mallorquinisch - minimalistisch und nah an den Originalquellen.

Deutsche Kolonie in Cala Ratjada

Cala RatjadaZimbal war wohl erst 16 Jahre alt, als sie nach den Erdrutschwahlen vom März 1933 mit ihrer regimefreundlichen Familie brach und sich dem Fotografen Walter Reuter anschloss - dieser war wegen Fotos von antifaschistischen Demonstrationen ins Visier der Nationalsozialisten geraten. Mit von der Partie war bei der Reise auch dessen jüdische Freundin Sulamith Siliava. Mit einer Gitarre im Gepäck ging es durch Frankreich und bis Spanien. Die Wege trennten sich, Zimbal reiste weiter und gelangte so offenbar auch schon vor Ausbruch des Bürgerkriegs nach Mallorca - Miró situiert sie im damaligen Cala Ratjada, wo es eine kleine Deutschen-Kolonie unter anderem von Antifaschisten und Spionen gab.

Ein weiteres Puzzle-Stück ist die historisch belegte Teilnahme an der Landung der republikanischen Milizen auf Mallorca im August 1936. Als Mitglied der revolutionären marxistischen Partei (Partido Obrero de Unificación Marxista) gehörte sie dem republikanischen Lager an, das Mallorca aus der Hand der Putschisten zu reißen versuchte - ob als Soldatin oder Krankenschwester, darüber gebe es keine Dokumente, so der Dramaturg. Ihr deutscher Freund fiel in der Schlacht, der Verbleib seiner sterblichen Überreste ist wie der so vieler Milizionäre ungeklärt. Die Mission der Republikaner sollte schließlich fehlschlagen. Zimbal überlebte und floh mit ihrer Einheit von der Insel. Allerdings sollte sie kurz darauf auf dem Festland umkommen, im Oktober in der Schlacht von Aragonien. Der dreijährige Bürgerkrieg hatte erst begonnen.

Wie würdest du reagieren, wenn der Faschismus wiederkommt?

So dramatisch der Stoff, so nüchtern die Inszenierung, Miró spricht von einer auf die Bühne gebrachten Dokumentation. Die drei Schauspieler geben Dokumenten eine Stimme. Es gehe in dem Werk nicht um eine historische Inszenierung, sondern eine auch heute noch gültige Frage: „Wie würde ich, wie würdest du reagieren, wenn der Faschismus wiederkäme?", fragt der Dramaturg. Margaret könne jede junge Frau in unserer heutigen Zeit sein, die angesichts des Faschismus nicht gleichgültig bleibe und eine mutige Entscheidung treffe.

Nach Manacor sind noch weitere Aufführungen geplant, fest stehen bislang Termine in Son Servera (21.10.) und Ses Salines (11.11.). Weiter geht es dann in Llucmajor, Palma sowie weiteren Gemeinden.

Karten gibt es für 10 Euro unter www.teatredemanacor.cat