"Feilschen ist auf den Wochenmärkten ausdrücklich erlaubt. Kein Händler erwartet, dass der genannte Preis für eine Ware gezahlt wird." So oder so ähnlich ist es in mehreren deutschsprachigen Online-Reiseführern über Mallorca zu lesen. Kein Wunder, dass da viele Urlauber um die Wette knausern. Da wird jedes Plastiktöpfchen mit Oliven heruntergehandelt, als gelte es, sich gegen Halsabschneider auf einem Bazar aus Tausendundeiner Nacht zu behaupten.

Weniger romantisch finden das die genervten Marktleute. Auf dem Donnerstag-Markt in Inca haben sich die Verkäufer deshalb auf eine gemeinsame Aktion geeinigt. Mit mehrsprachigen Hinweisschildern räumen sie das Missverständnis aus der Welt: "Wir sind Handwerker und Bauern und verlangen gerechte Preise. Wir feilschen nicht." Total entnervt ist zum Beispiel Metzgermeister Joan Ballester, der auf dem Markt seine Wurstwaren anpreist: "Es sind vor allem deutsche Touristen. Ich verstehe einfach nicht, warum sie an einem Marktstand mit Qualitätsprodukten aus hochwertigen Zutaten noch den Preis drücken wollen. Zum Beispiel für Sobrassada vom schwarzen mallorquinischen Schwein. Und dann gehen sie in einen beliebigen Supermarkt, wo ihnen der doppelte Preis für gefärbtes Schweinefett abgeknöpft wird, und zahlen ohne zu meckern."

Ein paar Stände weiter nimmt Catalina Pieras die naiven Urlauber etwas in Schutz und wettert stattdessen gegen die irreführenden Tipps der Reiseveranstalter: "Wer so wirbt, nimmt unsere Arbeit nicht Ernst. Die verstehen gar nicht, wie viele Stunden wir uns abrackern. Und dann sollen die Ausländer kommen und uns den Preis vorschreiben?" Maite Cerdà pflichtet ihr bei: "Man merkt sofort, wenn sie zum Feilschen angestachelt wurden. Keine Ahnung, was sich die Reiseführer dabei denken."

Nun soll das Rathaus Inca einschreiten, die Veranstalter anschreiben und ihnen die unmissverständliche Botschaft übermitteln: Landwirte und Handwerker sind keine Trödelhändler auf einem Ramschmarkt!