„Der Naturpark Llevant verliert 90 Prozent seiner Fläche, weil alle Privatgrundstücke aus dem Schutzgebiet herausgenommen werden", schrieb die MZ im November 2003, jenem Zeitpunkt, an dem, wenn es nach Artàs aktueller Umweltdezernentin Aina Comas geht, die Bewohner der Gegend eine der „größten Enttäuschungen überhaupt" einstecken mussten. 15 Jahre ist das nun her, und fast ebenso lange gibt es den Widerstand in Artà, der dafür kämpft, das Naturschutzgebiet wieder auf seine alte Größe anwachsen zu lassen.

Endlich scheint der Wunsch erhöhrt, die Entscheidungsträger in der balearischen Landesregierung willig und die Pläne konkret: Von aktuell 1.672 Hektar soll das Naturschutzgebiet auf 16.855 Hektar anwachsen, fast 11.000 davon auf dem Land und 5.895 im angrenzenden Meer (siehe Karte). Von Son Serra de Marina (Gemeinde Santa Margalida) über die größtenteils unbewohnte Küste der Gemeinde Artà bis hin zur Cala Mesquida und Cala Agulla in Capdepera und Sant Llorenç im Süden.

Meinung der Menschen einholen

So hat es das balearische Umweltministerium in den vergangenen Monaten all jenen erläutert, die direkt oder indirekt von der Erweiterung der Schutzzone betroffen sein werden. Tourismusunternehmen, Umweltschützer, Biologen, Landwirte, Fischer, Radclubs, Reitervereinigungen, Jäger, Anwohner und Grundstückbesitzer - die Liste der Teilnehmer an den fünf Workshops, in denen Vertreter des Umweltministeriums der Bevölkerung Rede und Antwort standen, ist lang.

„Es war uns von Anfang an wichtig, die Meinungen der Menschen einzuholen", so Miquel Mir. Der Generaldirektor für Naturgebiete und biologische Vielfalt war einer von jenen, die den Menschen auf den Versammlungen zuhörten und erste Zweifel klärten. „Natürlich haben einige ihre Sorgen vorgebracht, aber es ist überwältigend, dass praktisch alle für die Erweiterung des Naturschutzgebiets sind", so Mir. Und nicht nur das: Manche Interessensvertreter fordern sogar, das geschützte Gelände mehr als nur zu verzehnfachen.

„Es ist fantastisch, dass der Park annähernd zu seiner alten Größe zurück gelangen soll, aber gerade zwischen Son Serra und Son Real beispielsweise wäre es wünschenswert, das gesamte Gebiet unter Naturschutz zu stellen", so Toni Muñoz von Mallorcas größter Umweltschutzorganisation GOB. Er ist sich sicher: „Je größer das Naturschutzgebiet ausfällt, desto besser kann dort tatsächlich Umweltzerstörung vorgebeugt werden."

Hauptsache, Rechte werden nicht beschnitten

Zwar seien weite Teile des Gebiets ohnehin schon Teil spezieller Vogel- oder Dünenschutzprogramme. „Aber dieser Schutz besteht vor allem auf dem Papier. Wirklich gestalten kann man ihn nur, wenn das Gelände als Naturschutzgebiet ausgeschrieben ist, denn dann gibt es finanziell und personell einen viel stabilieren Rahmen, um Verstöße zu ahnden oder zu verhindern."

„Wir sind prinzipiell auch nicht gegen eine Erweiterung des Schutzgebiets. Hauptsache, wir werden nicht unserer Rechte beschnitten", kommentiert Juan Negre. Als Vorsitzender der Reitervereinigung auf Mallorca kämpft er vor allem darum, dass öffentliche Wege von den Reitern ohne Lizenz oder Barrieren benutzt werden dürfen. „Im aktuellen Naturschutzgebiet Llevant ist das momentan nicht überall der Fall", so Negre.

Mehr Personal im Park

Genauso wie viele andere Interessensvertreter pocht er darauf, den Park nicht als unantastbare Brachfläche zu sehen, sondern als lebendiges Schutzgebiet. Negre habe das Gefühl, dass die Regierung diese Anliegen ernst nähme. „Und wenn sie bald mehr Personal im Park haben, können sie ja auch besser kontrollieren, dass niemand öffentlichen Wege verlässt und Freizeitaktivitäten gepflegt stattfinden."

Hausbesitzer, deren Grundstück bald im Naturschutzgebiet liegen könnte, müssen laut Miquel Mir vom Umweltministerium nichts befürchten. „Für sie ändert sich rein gar nichts. Auf ihren Grundstücken können sie weiterhin das tun, was bisher erlaubt war." Anders dürfte es bei der Nutzung der Strände wie der Cala Torta, der Cala Mesquida oder der Cala Agulla sein. Zwar wolle man noch keine konkreten Auflagen nennen. „Wir wollen aber in jedem Fall dafür sorgen, dass die Strände weniger mit Privat-Pkw angefahren und stattdessen besser an den öffentlichen Nahverkehr angebunden werden."

Wie lange es dauert, bis der Parc de Llevant wieder auf mehr als 16.000 Hektar angewachsen sein wird, ist noch unklar. „Ich kann nichts versprechen, aber wir versuchen, bis Ende der Legislaturperiode im kommenden Frühjahr alle Formalitäten in die Wege zu leiten, damit der Umsetzung nichts im Wege steht", so Mir.