Ibiza-Stadt stinkt. Und zwar gewaltig und ziemlich regelmäßig. Vor allem, wenn es ein paar Tropfen geregnet hat. Das Problem, das man auch aus der Bucht von Palma kennt, ist in Ibiza noch deutlich präsenter. Denn hier läuft üblicherweise die Kanalisation vor allem in den nahe des Hafens gelegenen Straßen über. Fäkalien, tote Ratten und benutztes Toilettenpapier ergießen sich dann durch die wichtigsten Verkehrsadern der Urlauberhochburg. Die Passanten müssen sich Mund und Nase zuhalten, um den stechenden Gestank überhaupt einigermaßen zu ertragen.

Zuletzt passierte es wieder am Montag (19.11.). Und das, obwohl es gar nicht stark regnete. „Manchmal sprudelt es sogar, wenn überhaupt kein Niederschlag gefallen ist", sagt Joan Lluís Ferrer, Redakteur des „Diario de Ibiza". Sein Blatt hat wie auch die Zeitung „El Mundo" in den vergangenen Wochen gehäuft über das Phänomen berichtet, das allerdings nicht wirklich neu ist. „Das Ganze war vor zehn Jahren noch viel schlimmer", erinnert sich Ferrer. Aber nichtsdestotrotz sei es natürlich ein untragbarer Zustand.

Das finden neuerdings auch die englischen Boulevard-Medien, die das Thema just wenige Tage vor dem World Travel Market in London, einer der wichtigsten Tourismusmessen weltweit, genüsslich auf ihren Seiten ­ausbreiteten. Das Problem liegt darin begründet, dass in der Kanalisation das Regenwasser und die Abwässer nicht getrennt sind. Außerdem ist das Kanalsystem von Ibiza-Stadt längst der Einwohner- und Touristenzahl nicht mehr gewachsen. Die Hoteliers der Insel schäumen vor Wut, vor allem, weil sich auch durch die sozialen Netzwerke die Fotos der braunen Brühe in Sekundenschnelle über den Globus verbreiten. Auch Gewerbetreibende regen sich über das Abwasser in den Straßen und ihren Geschäften auf und sprechen von Zuständen „wie in einem Entwicklungsland".

Was aber in Ibiza-Stadt „nur" für einen unerträglichen Geruch und Dreck in den Straßen sorgt, ist ein paar Kilometer weiter ein ausgewachsenes Umweltproblem. In den nahe gelegenen Naturpark Ses Salines lief Ende Oktober sowie Anfang November ungeklärtes Wasser aus der Kläranlage Can Bossa. Die Agentur für Wasserqualität auf den Balearen, Abaqua, suchte nach der Ursache, fand sie aber bisher nicht. Klar ist aber, dass die Abwässer im Naturschutzgebiet und im Meer nicht folgenlos bleiben. So wurden bei Untersuchungen deutlich erhöhte Phosphor- und Nitrogen-Belastungen gefunden. Abhilfe soll ein sieben Millionen Euro teurer Regenwasserspeicher im Hafen bringen. Doch Skeptiker wie die Umweltorganisation Alianza por el Agua argumentieren, dass der derzeit im Bau befindliche Speicher nicht reicht, um das Problem zu beheben.