Eigentlich haben die Bauarbeiten zum Ausbau der Landstraße nach Campos längst begonnen. Nach jahrelangem Partei-Hickhack, Änderungen im Bauprojekt und rechtlichen Problemen rückten Mitte November die Bagger an, um mit Erdarbeiten zu beginnen. Ohne Erfolg hatten Umweltschützer bis zuletzt den Ausbau als Verschandelung der Landschaft angeprangert. Doch als die Aktivisten am Dienstag (27.11.) mit ihren Protest-Shirts zu einer öffentlichen Anhörung des Inselrats erschienen, der den Ausbau zu verantworten hat, erwartete sie eine Überraschung. Das Projekt werde nun doch noch mal abgespeckt, erklärten Inselratspräsident Miquel ­Ensenyat und Raumordnungsdezernentin Mercedes Garrido. Die Breite der Trasse Llucmajor-Campos werde von knapp 55 auf 45 Meter schrumpfen, die bebaute Fläche von rund 80.000 auf 70.000 Quadratmeter.

Die Ankündigung kam überraschend. Bislang hatte Ensenyat von der linksökologischen Regionalpartei Més per Mallorca die Aktivisten mit harten Worten abgekanzelt - der Ausbau sei zur Sicherheit der Verkehrsteilnehmer nötig, er werde als zuständiger Politiker nicht die Verantwortung für weitere Verkehrstote übernehmen. Und ohnehin habe man das Projekt im Vergleich zur konservativen Vorgängerregierung bereits deutlich verschlankt und auf das Nötigste reduziert. Doch nicht nur die Umweltschützer hatten den Ton verschärft - mehr als 4.000 Personen und mehr als 150 Verbände haben sich der Initiative Antiautopista angeschlossen -, auch an der Parteibasis nahm die Kritik zu. Und bereits in sechs Monaten sind Regionalwahlen.

Nach Angaben von Garrido muss das 27,4 Millionen Euro teure Projekt nicht neu ausgeschrieben werden, vielmehr werde man Änderungen im Vertrag mit der Baufirma vornehmen. Die Breite der zwei Fahrstreifen pro Richtung bleibe mit 3,5 Metern gleich. Doch so leicht lassen sich Mallorcas Umweltschützer nicht abfertigen: Nach den bisherigen Erfahrungen bleibe man skeptisch. Man wolle die neuen Pläne für die Umsetzung zunächst schwarz auf weiß sehen, heißt es bei den Umweltschutzorganisationen Gob und Terraferida. So glauben die Aktivisten etwa nicht, dass die neue Schnellstraße schmaler werde als die vor Jahren ausgebaute Manacor-Trasse. Die bisherige Landstraße nach Campos ist eine der unfallträchtigsten Strecken auf der Insel. Zwischen 2005 und 2016 kam es zu 237 Unfällen. Dabei kamen 19 Menschen ums ­Leben, 204 wurden verletzt.