Wer vom Zentrum von Palma de Mallorca aus kommend am Sa-Riera-Park vorbeifährt und kurz vor der Autobahnauffahrt Son Valentí das Tempo drosselt, der kann sie am Rande der Böschung erkennen: knapp ein Dutzend provisorische Bauten, als Dächer dienen blaue Plastikplanen und hier und da ein Wellblech, die Wände sind aus alten Holzlatten und Blechen zusammengeflickt. Auf dem schlammigen Pfad davor hat sich Müll angesammelt, ein Hund beäugt misstrauisch jeden, der sich nähert. Eine Frau mittleren Alters tritt trotz des Nieselregens aus ihrer Behausung. Ihr Blick steht dem des Hundes um nichts nach. Nein, mit der Presse wolle man nicht sprechen. „Lasst uns in Ruhe", ruft sie.

Die kleine Barackensiedlung am Sa-Riera-Park ist eine von derzeit insgesamt 19 ähnlichen Ansammlungen im Stadtgebiet Palma. Das gibt es auch die zwischen den Stadtteilen Establiments und Secar de la Real oder die im Gewerbegebiet Son Rossinyol. Zwei weitere sieht man bei einer Fahrt durch das Polígono Son Valentí. „Die provisorische Barackenansammlung im Sa-Riera-Park existiert bereits seit mehreren Jahren", berichtet Teresa Vallespir, „andere ändern ihre Standorte von einer auf die andere Woche." Die Sozialdezernentin hat eine Studie erstellen lassen über die kleinen Ansiedlungen. Freiwillige Helfer vom Roten Kreuz besuchten in den vergangenen Monaten die Bruchbuden, suchten den Kontakt zu den Bewohnern - und hatten mehr Erfolg als Vertreter der Presse. Insgesamt 188 Bewohner lebten demnach in den 19 Barackensiedlungen im Stadtgebiet Palma, 21 weitere in Hüttenansammlungen in anderen Gemeinden auf Mallorca.

„Die Mehrheit der Bewohner im Raum Palma lebt vom Schrotthandel. Fast alle verweigern soziale Hilfen und lehnen es ab, in Obdachlosenunterkünfte zu ziehen, weil diese nicht ihrem Lebensstil entsprechen", so Vallespir. Ein Großteil der Bewohner komme aus osteuropäischen Ländern. „Es sind Personen, die es gewohnt sind, nomadenhaft zu leben und die sich gegenseitig schützen", beschreibt Vallespir das Profil der Bewohner. 92 Menschen gaben an, in Gruppen zu leben. „Das gibt ihnen Sicherheit. Sie wissen dann, dass immer jemand da ist, der auf ihre Sachen aufpasst", so die Dezernentin. Denn die Struktur der teils nur notdürftigen Unterschlüpfe bietet augenscheinlich keinen Schutz vor Diebstählen.

Bei einem Besuch der Ansiedlung im Stadtviertel Secar de la Real versicherten die Bewohner den Mitarbeitern vom Roten Kreuz, dass „all ihre Bedürfnisse abgedeckt" seien. Obwohl es kein fließend Wasser und keinen Strom gibt, habe sich niemand über die Situation beklagt. „Sie sind es gewohnt, so zu leben", meint Vallespir. Viele der Bewohner kämen aus Rumänien und hätten die Absicht, auch wieder dorthin zurückzukehren. Integration in die mallorquinische Gesellschaft oder den spanischen Arbeitsmarkt habe für viele der Menschen deshalb keine Priorität. „Viele machen ihr Ding, ohne Kontakt zur Außenwelt zu haben."

Gern gesehen sind die Ansiedlungen bei vielen Anwohnern nicht. Probleme gibt es beispielsweise um die Ansiedlung im Sa-Riera-Park, Anwohner haben sich wiederholt über sie beschwert. Nachbarn im angrenzenden Viertel Es Fortí bemängelten etwa die Ansammlung von Müll im Bett des Sturzbachs, der unmittelbar neben den Blechhütten entlangführt. Bei starken Regenfällen kann er sich in einen tödlichen Strom verwandeln, und wenn Unrat den Wasserfluss behindert, drohen erst recht Überschwemmungen. Das Rathaus ging zumindest teilweise auf die Beschwerden ein: Ein Trupp der Stadtwerke Emaya reinigte jetzt den Flusslauf und die Böschung - so gut es trotz der Hütten ging.