Dass im Konferenzsaal des Verlagshauses der Mallorca Zeitung am Mittwochabend (12.12.) hoher Besuch ansteht, ist nicht zu übersehen. Schwer bewaffnete Beamte der Nationalpolizei stehen Wache, observieren die Straße. Man vermutet wohl Querulanten, die Spaniens Ex-Ministerpräsidenten José María Aznar die Vorstellung seines neuen Buches auf Mallorca vermiesen wollen. Kein Wunder - schon während seiner Amtszeit zwischen 1996 und 2004 galt Aznar als konservativer Hardliner der Partido Popular. 1995 hatte die baskische Terror-Organisation Eta versucht, ihn mit einer Autobombe aus dem Leben zu reißen. Doch als der heute 65-Jährige unter Applaus den Saal betritt, können die Sicherheitsbeamten aufatmen: keine Demonstranten, keine Protestler, alles bleibt ruhig.

Rund anderthalb Stunden lang steht Aznar der Chefredakteurin der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca", Maria Ferrer, und dem Journalisten John Müller („El Mundo") Rede und Antwort. Er hat viel zu erzählen. Immerhin wurden in seiner Amtszeit der Euro eingeführt, die Wehrpflicht abgeschafft, spanische Soldaten in den Irak-Krieg geschickt und die Grundlage für die spätere Immobilienblase gelegt, oder zumindest nicht verhindert.

Schnell zeigt sich: Seine konservativen Ansichten haben sich seit dem Amtsabtritt nicht verändert. Das größte Problem Spaniens, betont Aznar immer wieder, sei aktuell der katalanische Separatismus. „In Spanien hat es einen Staatsstreich gegeben, gefördert von der katalanischen Regionalregierung." Dialog mit den Separatisten, wie ihn linke Politiker wie Pablo Iglesias (Podemos) fordern, sei der „absolut falsche Weg". Worüber solle man denn da debattieren? Darüber, ob Gesetze eingehalten werden müssen? Und überhaupt: „Die Separatisten sind die Radikalsten der Radikalen, und von da ist es nicht weit zur Gewalt, wie wir sie einst im Baskenland erlebten."

Unter dem Applaus zahlreicher Parteifreunde lobt Aznar den Erfahrungsschatz des aktuellen PP-Chefs Pablo Casado und die „liberalen Ordnung", die es zu erhalten gelte. Er zieht über die „inhaltsleere Politik" der Sozialisten her. Seit er 2004 den Posten des spanischen Ministerpräsidenten an seinen sozialistischen Nachfolger Zapatero abtreten musste, habe sich „vieles verschlechtert", so Aznar. Die Wahlen verlor er, nachdem islamistische Attentäter mit Bomben in einem Zug bei Madrid 193 Menschen töteten. Viele Menschen machten ihn damals wegen seiner Unterstützung der USA und des Irak-Kriegs dafür mitverantwortlich. Auch heute sagt er, dass Europa ohne eine enge Kooperation mit den Vereinigten Staaten nicht stabil sein könne. Und zwar unabhängig davon, ob der US-Präsident ein „Populist" sei.

Wenig überraschend und erwartbar - so lässt sich Aznars Auftritt am Mittwochabend wohl am besten zusammenfassen. Zur spannendsten Frage, nämlich, wie Aznar, der schon in Studentenzeiten Franco-nahen Organisationen angehörte, denn zu dem Wahlerfolg der rechtsextremen Partei Vox Anfang Dezember in Andalusien stehe, verliert der ehemalige Ministerpräsident nicht viele Worte: „Vox ist nicht meine Partei. Ich werde die PP wählen."