Hinter verschlossener Tür musste eine stillende Mutter, die Abgeordnete Sivlia Tur, am Dienstag (18.12.) zusehen, wie das Balearen-Parlament in Palma de Mallorca abstimmte. Während der Debatte über die Änderungsanträge zum Balearen-Haushalt hatte Tur kurz den Plenarsaal verlassen, um ihr zwei Monate altes Kind zu stillen. Die Regeln im Parlament verbieten den Zutritt zum Plenarsaal, sobald eine Abstimmung begonnen hat. Tur stand vor verschlossener Tür, ihre Stimme ging verloren.

Tur erwägt eine Beschwerde beim Frauen-Institut der Balearen. "Heute wurde ich benachteiligt und von der Abstimmung ausgeschlossen, weil ich mein zwei Monate altes Kind gestillt habe", twitterte die Abgeordnete der Partei Gent per Formentera. Tur forderte vom Parlaments-Vorsitzenden Balti Picornell, dass die Regeln des Parlaments mit "gesundem Menschenverstand" angewendet werden und für stillende Mütter eine Ausnahme gilt.

Und die Chancen stehen gut, dass der gesunde Menschenverstand parteiübergreifend funktionieren könnte. Picornell konsultierte die verschiedenen Fraktionen. Und keine Partei äußerte Einwände. Die konservative Oppositionsführerin Marga Prohens (PP) fand solidarische Worte: "Ich habe während dieser Legislatur ebenfalls gestillt." Auch wenn sie für sich selbst keine Ausnahmen gefordert hatte, werde man sich dem Vorschlag nicht widersetzen. /tg