Ein Jahr nach Wegfall der Straßenmaut für die Durchfahrt von Palma de Mallorca nach Sóller ziehen die Einwohner des nun etwas weniger isolierten Ortes eine gemischte Bilanz. Vor allem die Parkplatznot sei größer geworden, so die Anwohner. Bürgermeister Jaume Servera ist dennoch zufrieden.

Jahrzehnte lang galt der Straßentunnel nach Sóller als die teuerste Maut in Spanien - zumindest gemessen an der kurzen Strecke. Knapp 10 Euro kostete die Hin- und Rückfahrt, um den Ort zu besuchen. Nach langem Streit zwischen dem Inselrat Mallorca und dem Betreiber fielen vor einem Jahr, am 28. Dezember 2017, schließlich die Schranken. Nun ziehen die Einwohner und Geschäftsleute Bilanz.

Eine Tatsache lässt sich statistisch belegen: Der Ort hat Einwohner verloren, zumindest auf dem Papier. Seit Jahresbeginn hat die Zahl der in Sóller gemeldeten Bürger um 800 Personen abgenommen. Im Rathaus führt man das darauf zurück, dass vor dem Wegfall der Maut viele Einwohner in Sóller gemeldet waren, um von der 75-prozentigen Anwohner-Ermäßigung zu profitieren. Anscheinend handelte es sich dabei in vielen Fällen nicht um den Hauptwohnsitz, wie die Abnahme nach der Wegfall der Maut zeige, heißt es im Rathaus.

Eine weitere Auswirkung bestätigen die Anwohner sowohl im Ortskern als auch im Küstenortsteil Port de Sóller: Die Parkplätze sind knapper geworden. Die erhoffte positive Belebung des Einzelhandels habe sich aber in Grenzen gehalten, beklagen die Geschäftsleute. Insbesondere in Port de Sóller habe es zwar mehr Besucher gegeben. Auf die Kasse habe sich das aber kaum ausgewirkt, heißt es bei mehreren Ladenbesitzern. Dafür, so zumindest empfinden es die Anwohner, seien die Mieten schlagartig gestiegen.

Auch in der Gastronomie zieht man überwiegend eine negative Bilanz. David Estarellas, Betreiber eines Cafés an der Plaça de la Constitució, fasst die Stimmung so zusammen: Es habe sich "kaum etwas verändert". Zwar habe es "vereinzelt mehr Besucher gegeben", aber das habe sich "am Ende nicht auf die Einnahmen ausgewirkt", so Estarellas. "Wer vorher nicht nach Sóller gekommen ist, weil er keine 5 Euro für den Tunnel zahlen wollte, auf den können wir eigentlich auch verzichten", fügt er hinzu.

Bürgermeister Jaume Servera bewertet die Tunnelöffnung dennoch positiv. Man habe eine historische Ungerechtigkeit überwunden, erklärt er. Nun müsse man nur noch das Parkplatzproblem überwinden. /tg