Während ganz Spanien mit den Angehörigen von Julen auf die Bergung des Zweijährigen hoffen, sind auf Mallorca Informationen darüber veröffentlicht worden, wie viele Bohrlöcher dieser Art es auf der Insel gibt. Allein im Jahr 2018 genehmigte die Balearen-Regierung 924 solcher Bohrungen, um unterirdische Wasservorkommen zu eruieren. Die Sicherung und das eventuelle Verschließen der Löcher obliegt allein der Verantwortung der Grundstücksbesitzer.

In südspanischen Totalán - unweit der Küstenstadt Malaga - war am Sonntag (13.1.) ein zweijähriger Junge namens Julen in einen engen und tiefen Bohrschacht gestürzt. Seit nunmehr über einer Woche versuchen die Rettungskräfte das Kind zu bergen. Die Bohrung eines parallelen Schachts verzögerte sich in der Nacht auf Montag (21.1.) erneut durch unerwartet harte Gesteinsschichten. Der Junge wird in einer Tiefe von über 70 Metern vermutet, der Schacht ist allerdings rund 110 Meter tief. Sobald der Parallelschacht tief genug ist, sollen ein senkrechter Gang von vier Metern den Zugang zum Unfallschacht ermöglichen. Auch wenn es niemand auszusprechen wagt: Die Chancen, Julen lebend aus dem Schacht zu bergen, werden immer geringer.

Indes stellt man sich auf Mallorca die Frage, wie hoch die Gefahr ist, dass sich ein solches Drama auch auf der Insel wiederholen könnte. Schließlich gibt es auf der Insel jährlich Hunderte ähnlicher Bohrungen. Allein 2018 genehmigte das Umweltministerium 924 Bohrungen, um Grundwasservorkommen zu erforschen. 2017 gingen 999 Anträge ein, von denen 662 genehmigt wurden. 2016 wurden 617 Bohrlöcher erlaubt.

Die Verantwortung, diese Bohrlöcher während beziehungsweise nach Abschluss der Arbeiten ordnungsgemäß zu verschließen, obliegt den Grundbesitzern, die die Bohrungen beantragen. Während der Arbeiten werden die Löcher durch Eisenplatten abgedeckt. Dabei ist es vorgeschrieben, diese Platten durch Schlösser zu sichern. Nach Abschluss der Arbeiten müssen die Löcher dauerhaft gesichert werden. Die Art und Weise hänge von den geografischen Bedingungen ab, hieß es aus dem Umweltministerium.

Bei dem Brunnenloch in Südspanien handelte es sich anscheinend um eine illegale Bohrung. Auch auf Mallorca gibt es immer wieder nicht genehmigte Bohrungen, um illegal Grundwasser anzuzapfen. /tg