Die Ecolea-Schule in Marratxí, die seit sechs Jahren ohne Lizenz unterrichtet, ist nicht die einzige Einrichtung auf den Inseln ohne Genehmigung des Bildungsministeriums. Die MZ hat mit Generaldirektor Antoni Morante über das Phänomen gesprochen.

Wie viele Schulen mit Lizenzschwierigkeiten gibt es auf Mallorca?

Wir hatten in den vergangenen Jahren zehn Schulen ohne Lizenz. Davon sind sechs weiterhin darum bemüht, diese Lizenz zu bekommen. Zwei haben sie erhalten, nämlich Sa Llavor und Arimunani. Und bei zwei weiteren wurde das Verfahren ohne Genehmigung geschlossen. Das sind die englische The Vineyard School auf Mallorca und das Dharma College auf Ibiza. Wir schließen aber nicht aus, dass es weitere Schulen auf den Inseln gibt, die ohne Erlaubnis unterrichten, von denen wir aber noch nicht erfahren haben.

Was tut das Bildungsministerium in Fällen, in denen keine Lizenz vorliegt?

Zunächst einmal: Alle Schulen, denen noch keine Genehmigung erteilt wurde, müssten eigentlich sofort das Unterrichten einstellen, weil die Schüler dort der Schulpflicht nicht nachkommen. Das Problem ist, dass uns die Hände gebunden sind. Wir können nur an die Verantwortlichen appellieren oder versuchen, mit den Eltern Kontakt aufzunehmen. Wir leiten die Fälle an die Jugendanwaltschaft weiter, die hier einschreiten könnte. Ob sie es tut, erfahren wir dann meistens nicht mehr. Theoretisch könnte die Justiz die Polizei vorbei­schicken und die Schule schließen. Das allerdings passiert so gut wie nie.

Wie ist der Stand bei der Ecolea in Marratxí?

Die Ecolea wollte zunächst mit deutscher Lizenz auf der Insel unterrichten, doch die deutsche Regierung ist sehr restriktiv, was Auslandsschulen angeht. Deshalb bemühte sich die Schule darum, eine spanische Lizenz zu bekommen. Eine Betriebserlaubnis des Rathauses von Marratxí hat sie, aber es fehlt die Lizenz als anerkannte Bildungseinrichtung. Da sind noch einige Schritte nötig, um diese zu bekommen, unter anderem eine Anpassung der Lehrpläne an das spanische

Bildungssystem.

Welchen Eindruck machen die Verantwortlichen der Ecolea bei diesem Thema auf Sie?

Ich habe das Gefühl, dass sie ehrlich interessiert daran sind, die spanische Genehmigung zu bekommen. Sie scheinen es ernst zu meinen. Ob das allerdings klappt, ist eine andere Frage. Es sind schließlich einige Aspekte, die sich ändern müssen. Angefangen von baulichen Fragen bis hin zu den Lehrplänen.

Wie lange hat die Schule Zeit, hier nachzubessern?

Eigentlich sechs Monate. Aber wenn wir das Gefühl haben, es tut sich etwas, kann die Frist auch verlängert werden. Und selbst, wenn die Lizenz bereits verweigert wurde, kann die Schule erneut eine Lizenz beantragen.

Wie sieht es im Fall der Escola Activa aus?

Dieser Schule wurde im Februar 2017 die Lizenz verweigert, weil sich das Gebäude in ländlichem Gebiet befindet. Im Juni 2018 hat die Schule erneut eine Lizenz beantragt, die allerdings aus demselben Grund weiterhin nicht erteilt werden kann. Nun haben die Verantwortlichen die Möglichkeit, innerhalb einer Frist ihre Argumente vorzubringen.

Was raten Sie deutschen oder ausländischen Eltern allgemein, die für eine Zeit auf die Insel kommen und eine Schule für ihre Kinder suchen?

Natürlich, dass sie immer auf eine vom Bildungsministerium autorisierte Schule zurückgreifen. Denn sie müssen immer bedenken, dass ihre Kinder andernfalls so behandelt werden, als hätten sie die Schule nicht besucht. Das kann bei einem Schulwechsel zum Problem werden. Wir hatten schon Fälle, in denen die Jahre an einer Schule ohne Lizenz nicht angerechnet wurden und der Schüler die Schuljahre wiederholen musste.

Aber viele Eltern kommten ja erst gar nicht auf die Idee, dass eine Schule keine Lizenz haben könnte.

Daher mein Rat: Wenn Sie Ihr Kind nicht ohnehin an eine öffentliche Schule schicken, überprüfen Sie bitte die Lizenz! Wir werden bereits selbst aktiv und suchen im Internet immer wieder gezielt nach alternativen Schulen auf der Insel, aber wir können nicht immer alle Eltern erreichen.