Lange Schrecksekunden bei einer schwierigen Landung auf dem Flughafen Mallorca: Ein heftiger Windstoß schubste am Montagnachmittag (28.1.) gegen 17.30 Uhr eine aus Valencia ankommende Maschine von der Landebahn. Mit rund 70 Passagieren an Bord schepperte das relativ kleine Flugzeug vom Typ ATR 72 über die Wiese.

Dabei streifte es eine Leuchtsignal-Anlage und riss sich ein beträchtliches Loch in den Rumpf. Kurz darauf gelang es dem Piloten, den Flieger wieder auf die Rollbahn zu zwingen. Verletzt wurde niemand. Es lief kein Treibstoff aus. Die angerückte Feuerwehr wurde nicht tätig, erklärte eine Sprecherin der Flughafenbehörde Aena.

Eine Sprecherin von Air Europa bestätigte der MZ, dass eine Windböe zu dem Vorfall führte. Der Flug sei von Swiftair durchgeführt worden. Die Passagiere, die anschließend mit der Maschine von Palma nach Valencia fliegen sollten, seien in den folgenden Air-Europa-Flug mit einer Boeing 737 umgebucht worden.

„Einige Fluggäste sind kreidebleich ausgestiegen", erklärt Hugo Rodríguez, der als Passagier in der Maschine saß und dem der Schrecken auch am Tag danach noch in den Knochen steckte. „Und auch die Stewardessen waren ganz schön weiß um die Nase", bestätigt ein Mitarbeiter des Flughafens der MZ.

Als Vielflieger habe er sich zunächst nichts dabei gedacht, als der Flieger beim Landemanöver eine Extrarunde drehte, so Rodríguez. Aber als die Maschine schließlich von der Piste gedrückt wurde und bei hoher Geschwindigkeit über den holprigen Boden schepperte, sei auch er mächtig erschrocken. „Wir haben alle eine Erklärung des Piloten vermisst", ärgert sich Rodríguez.

Turbulenter Nordwestwind

„Eine ATR 72 reagiert auf Seitenwind stärker als andere Flugzeugtypen", erklärt der MZ ein auf Mallorca stationierter Pilot, der diesen Typ selbst häufig geflogen sei. Mallorca sei an sich kein besonders problematischer Airport. Wenn der Wind allerdings von Nordwesten über die Tramuntana in Richtung Flughafen bläst, komme es immer wieder zu unangenehmen Turbulenzen.

„Ich nehme an, dass die Maschine bereits gelandet war, als eine heftige Böe das Flugzeug auf die rechte Seite drückte. Gut, dass der Pilot die Maschine wieder zurücklenken konnte", meint der Pilot. „Sonst hätte es auch schlimmere Schäden geben können." Dass sich der Kommandant nach dem Zwischenfall nicht an die Passagiere wandte, sei vermutlich ein Fehler gewesen. „Wahrscheinlich hat er sich einfach darauf konzentriert, den Flieger so gut wie möglich zum Ziel zu bringen."

Die Gefahr für Passagiere sei bei solchen runway excursions - also dem Abkommen von der Bahn - dennoch sehr gering, beruhigt Janis Schmitt von der Pilotenvereinigung Cockpit gegenüber der MZ. Selbst, wenn einmal das Fahrgestell brechen sollte, werde in der Regel niemand verletzt.

Die Meteorologen am Flughafen liefern im Halbstundentakt genaue Wetterdaten. Jeder Flugzeugtyp hat Grenzwerte für den problematischen Seitenwind. Im Zweifelsfall liegt die Entscheidung beim Piloten. Am besten starten und landen Flieger bei Gegenwind. Wenn wie am Montag Nord- oder Nordwestwind weht, steuern die Maschinen den Airport von der Meerseite her an. Der Wind wird dann vom Tramuntana-Gebirge aufgewirbelt und trifft die landenden Maschinen mitunter stark böig von der linken Seite.