Ordentlich Betrieb herrscht derzeit in Camp de Mar: Bagger haben begonnen, auf einem Hügel oberhalb der Bucht Bäume zu fällen, das Erdreich abzutragen und Gruben auszuschachten. Die mallorquinische Hotelkette Zafiro will dort im Jahr 2020 ein 600-Betten-Haus eröffnen, das Fünf-Sterne-Hotel Zafiro Palace Andratx. 40.000 Quadratmeter groß soll das Luxusresort später einmal sein. Es entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft des Platzes von „Golf de Andratx" und des Steigenberger-Hotels Camp de Mar.

Offensichtlich von den Dimensionen überraschte Umweltschützer üben nun scharfe Kritik. „Die 600 Betten des Hotels bedeuten, dass die Zahl der derzeit existierenden 5.700 Gästebetten um mehr als 10 Prozent aufgestockt werden", schreiben die Aktivisten von Terraferida auf ihrer Facebook-Seite. Margalida Ramis, Sprecherin der Vereinigung Gob, bezeichnet das Vorhaben als „wahnsinnig". Sie sagt der MZ: „Das Hotel soll 13 Schwimmbäder bekommen. Der Wasserverbrauch ist enorm." Der Gob hat beim Rathaus in Andratx darum gebeten, die Unterlagen des Projekts ausgehändigt zu bekommen. „Wir haben noch keine Antwort, aber ich will doch stark hoffen, dass wir die Papiere zu Gesicht kriegen", sagt Ramis.

Die bei Zafiro für die Markenentwicklung zuständige Heike Charmaine Genschow hat für die Kritik wenig Verständnis. Es sei typisch für unsere Zeit, dass sich jetzt jeder auf das Projekt stürze. „Wir können den touristischen Fortbestand der Insel nur durch gute Leistungen sichern", sagt sie der Mallorca Zeitung. „Wir müssen den Leuten Angebote machen, vor allem wenn wir vom Billigtourismus wegwollen."

Und dazu bedürfe es eben etwas mehr als nur Strand und Sonne. Mehrere Spas, Wellness-Bereiche und fünf Restaurants sollen das Angebot des Resorts abrunden. Die Nachhaltigkeit bleibe dabei nicht auf der Strecke: „Große Teile der Anlage sowie der Dächer werden begrünt und mit einheimischen Baumarten bepflanzt", sagt Genschow. Außerdem sei geplant, das Hotel möglichst ganzjährig zu öffnen und somit den Beschäftigten eine stabilere Job-Perspektive als an anderen Orten zu bieten.

Das lässt Gob-Sprecherin Ramis nicht gelten. Sie stört sich auch daran, dass die Gemeindeverwaltungen „anscheinend wieder Lizenzen nach Lust und Laune" ausstellt. Bis Dezember des vergangenen Jahres hätten laut der Gob-Sprecherin die Gemeinden auf der Insel die Gelegenheit gehabt, als Bauland ausgewiesenes Gelände umzuwidmen und somit vor Bebauung zu schützen. Außer Valldemossa habe das kein Ort auf Mallorca getan.

Im Rathaus von Andratx ist man sich indessen keiner Schuld bewusst. Gemeinderat Jaume Porsell (konservative Volkspartei PP) erklärte dem „Diario de Mallorca", dass die zuständigen Sachbearbeiter im Rathaus das Vorhaben „eingehend" geprüft hätten. Im November des vergangenen Jahres sei dann das Okay vom Rathaus für das neun Gebäude umfassende Resort gekommen.