Knapp drei Monate vor den Regionalwahlen auf den Balearen werden bei den derzeitigen Oppositionsparteien die Weichen neu gestellt. Die liberale Zentrumspartei der Ciudadanos wählte in einem Mitgliederentscheid überraschend den bislang weitgehend unbekannten Marc Pérez-Ribas zum Spitzenkandidaten und entschied sich damit gegen den Mitbegründer und Parteichef auf den Inseln, Xavier Pericay. Die Personalie zeigt nicht nur die innerparteilichen Konflikte, sondern eröffnet auch neue Perspektiven auf mögliche Koalitionen im konservativen Lager. Neben der Volkspartei (PP) könne er sich auch die Regionalpartei El Pi als Bündnispartner vorstellen, so Pérez-Ribas nach der Wahl. Angesichts der Anti-Katalanisch-Parolen von Pericay schien ein solcher Zusammenschluss bislang unmöglich. Einer Koalition mit der rechtsextremen Partei Vox dagegen erteilte der Spitzenkandidat von Ciudadanos eine Abfuhr.

Bei den Regionalwahlen am 26. Mai sind im Prinzip zwei Szenarien denkbar: eine Wiederauflage der Linkskoalition von Sozialisten, Més per Mallorca und Podemos oder eine Bündnis konservativer Parteien unter Führung der PP - so die Volkspartei nicht von den Ciudadanos überholt werden sollte. Da die beiden Parteien aber nicht aus eigener Kraft auf eine absolute Mehrheit kommen dürften, bräuchten sie entweder die Stimmen von Vox - denkbar wäre das andalusische Modell ohne Regierungsbeteiligung der Rechtspopulisten- oder die Stimmen von El Pi. Die Zentrumspartei, die ihre Basis in der konservativen, katalanischsprechenden Landbevölkerung hat, dürfte bei unklaren Mehrheitsverhältnissen Zünglein an der Waage werden.

Der neue Spitzenmann Pérez-Ribas laviert noch vorsichtig, hat aber neue inhaltliche Schwerpunkte in Aussicht gestellt. Themen wie Wirtschaft, Gesundheit oder Umwelt seien vom Sprachen-Streit überlagert worden, meint der Balearen-Delegierte der Immobilienbewertungsgesellschaft Sociedad de Tasación. Mit seinem beruflichen Profil könne er die Partei für neue Zielgruppen öffnen, so Pérez-Ribas. Pericay, Uni-Professor und Intellektueller, profilierte die Ciudadanos auf den Balearen vor allem sprachpolitisch, indem er die Katalanisch-Förderung seitens der Linksregierung anprangerte. Dabei tritt auch Pérez-Ribas für mehr Spanisch in Unterricht und Verwaltung ein.

Der Partei droht nun eine Hängepartie: Pericay will auch nach der in der Kandidaten-Frage erlittenen Niederlage Balearen-Delegierter bleiben und bei den Wahllisten den Ton angeben. Während die Ciudadanos spanienweit in Umfragen bereits zum Teil vor der PP liegen, hinkt die Partei auf den Inseln bislang deutlich hinterher - was auch dem wenig charismatischen Pericay angelastet wird.

Einig sind sich Delegierter und Spitzenkandidat zumindest, dass der Ex-Premier und frühere PP-Politiker José Ramón Bauzá trotz seines öffentlichen Flirts mit den Ciudadanos auf keiner Wahlliste auf den Balearen auftauchen soll. Bauzá selbst sprach bei der Enthüllung seines offiziellen Porträts in der Ahnengalerie der Ministerpräsidenten im Consolat de Mar am Montag (11.3.) denn auch nur von einer „ideologischen Zusammenarbeit" mit den Ciudadanos bei Themen wie der vom Separatismus bedrohten Einheit Spaniens.

Die liberale Partei hatte sich am meisten Zeit mit der Festlegung ihres Spitzenkandidaten gelassen. Aber auch bei den anderen Parteien wird noch unter Hochdruck an den Listen gearbeitet - nicht nur für die Wahlen zum Balearen-Parlament, sondern auch für den Inselrat und die Gemeinderäte, die gleichzeitig stattfinden. Parallel müssen die Parteien Kandidaten für die Spanien-Wahlen am 28. April aufstellen: Abgestimmt wird über acht Balearen-Abgeordnete für das Unterhaus sowie drei für das Oberhaus, den Senat.