Die Polizisten, die eine Anzeige der Tage später von ihrem Ex-Freund ermordeten Sacramento Roca falsch eingeschätzt hatten, müssen mit einer Strafe rechnen. Die 36-Jährige war im November 2017 zur Nationalpolizei auf Mallorca gegangen, um eine Anzeige zu erstatten, weil ein Unbekannter die Reifen ihres Autos zerstochen hatte. Außerdem hatte jemand Plakate in Umlauf gebracht, auf denen für sexuelle Dienstleistungen geworben wurde und ihre Telefonnummer stand. Roca hatte gute Gründe anzunehmen, dass es sich um eine Racheaktion ihres Ex-Freundes handelte, von dem sie sich zuvor getrennt hatte.

Dennoch stuften die Polizeibeamten die Anzeige nicht als Vorgang von Gewalt gegen Frauen an, sondern - wohl wegen der zerstochenen Autoreifen - als gewöhnliche Sachbeschädigung. Eine übergeordnete Dienststelle erkannte den Fehler und leitete den Vorfall an eine Diensteinheit weiter, die auf Gewalt gegen Frauen spezialisiert ist. Das spanische Recht sieht in solchen Fällen viele Sofortmaßnahmen vor, um Frauen vor Drohungen und Gewalt durch ihre Partner oder Ex-Partner zu schützen.

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Doch der Schutz kam zu spät. Das mehrfache Weiterleiten des Falls dauerte eine Woche. Roca wurde jedoch fünf Tage nach der Anzeige, am 16. November 2018, von ihrem Ex-Freund ermordet - in ihrer Arbeitsstelle in einem Möbelgeschäft in Palma.

Die Polizei leitete eine Disziplinarverfahren gegen die beiden Beamten ein. Dies kam nun zu dem Schluss, dass die Polizisten schwerwiegend gegen die Vorschriften verstoßen haben. Die Strafe für den Verstoß wären fünf Tage Suspendierung vom Dienst mit entsprechendem Verdienstausfall. /tg