Es sind noch knapp ein Dutzend Boote, die am Montagnachmittag (25.3.) im Hafen von Molinar in Palma de Mallorca anliegen. „Ein Dutzend zu viel", brummt ein Hafenmitarbeiter. Eigentlich sollten die Besitzer ihre Gefährte bereits bis zum vergangenen Wochenende aus dem geschützten Becken entfernen, so das Ultimatum der balearischen Hafenbehörde. Der gesamte Hafenbereich müsse frei sein, denn Mitte April sollen die Umbauarbeiten beginnen - nach mehr als sechs Jahren, in denen sich Anwohner und Hafenbehörde einen erbitterten Kampf um die Frage lieferten, wie die Neugestaltung des Hafens an der angesagten Meerespromenade in Palmas ehemaligem Fischerviertel erfolgen soll.

Noch immer ist der Leitspruch der Bürgerinitiative auf kleinen Spruchbändern an einigen der Balkone zu lesen: „Al Molinar, Port Petit" - in Molinar ein kleiner Hafen. Das Ziel scheint erreicht. Schautafeln informieren über die anstehenden Renovierungsarbeiten. Die einst angestrebte Hafenanlage, die sieben Mal so groß werden sollte wie die jetzige und auch ein Schwimmbad und einen Tennisplatz einschloss, wird auf den Schildern nicht mehr erwähnt. Stattdessen, so heißt es auf den Schildern, wolle die Hafenbehörde den kleinen Hafen zum Viertel hin öffnen, ohne die Anlage zu vergrößern. El Molinar werde so seinen dörflichen Charakter behalten. Zudem solle eine „freie öffentliche Fläche ohne Hürden für Fußgänger" gewonnen werden. Daneben sind simulierte Luftaufnahmen gedruckt, die zeigen, wie Hafen und Promenade einmal aussehen sollen, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind.

Die Mauern, die derzeit den Hafenbereich eingrenzen, sind darauf gänzlich verschwunden. Fußgänger und Radfahrer, die sich an der West-Seite aktuell in einer scharfen Kurve und unmittelbar an der Autofahrbahn entlang bewegen müssen, sollen so mehr Raum bekommen. Auch der Bereich der Liegeplätze auf der Ost-Seite soll zugunsten der Passanten eingeschränkt werden. Zudem sollen neue Palmen Schatten spenden.

„Ein bisschen weiter nach rechts", dirigiert einer der Hafenmitarbeiter seinen Kollegen, der mit einem Kran eines der Boote auf die Ladefläche eines Lastwagen hievt. „Die Besitzer müssen jetzt für die Transportkosten aufkommen, weil sie sich nicht selbst darum gekümmert haben, ihr Boot im Hafen von Portitxol unterzubringen", sagt Heinz Schulten und schaut den Arbeitern vom Fußgängerweg aus zu. Der Deutsche hat eine Ferienwohnung nur wenige Straßen weiter. „Ich komme jeden Tag hier gucken und bin sehr gespannt auf die Ergebnisse der Arbeiten. Besser als jetzt wird es allemal", sagt er und deutet auf das rund 100 Jahre alte Hafengebäude. Am Dach des kleinen Seitentürmchens klaffen große Löcher. Es ist offensichtlich, dass die letzte Renovierung bereits Jahrzehnte her ist.

In dem stylishen Restaurant Ca'n Punta, das direkt gegenüber vom Hafen liegt und seit 2015 der österreichischen Schauspielerin Sonja Kirchberger gehört, rümpft Kellner Daniel die Nase, wenn man ihn auf die Hafenrenovierung anspricht. „Wir haben gerade erst nach der Winterpause die Saison eröffnet. Und jetzt wollen sie kurz vor Ostern mit den Arbeiten beginnen? Für uns ist das überhaupt nicht gut", sagt er. Welcher Gast wolle schon in Baulärm und Staub seinen Weißwein mit Meerblick genießen. In der urigen Bar Molinar direkt nebenan bleibt der mallorquinische Wirt gelassener. „Ich habe hier schon so viel erlebt, nun warte ich erst einmal ab, bevor ich mich wieder aufrege", sagt er.

Hintergrund: Unzufriedenheit in Palmas schmuckem Küsten-Örtchen

Neuneinhalb Monate sollen die Arbeiten dauern und rund 2,5 Millionen Euro kosten, heißt es seitens der Hafenbehörde. Der Autoverkehr solle nur punktuell je nach Bauphase gesperrt werden. Fußgänger müssten sich aber darauf einstellen, dass sie ab Baubeginn nur noch den Bürgersteig landeinwärts benutzen können.