Juan Manuel Ordinas ist Inhaber eines Zwei-Sterne-Hotels an der Playa de Palma, im etwas heruntergekommenen Teil von Arenal. Als solcher kann er von Bedingungen wie die der großen Ketten, die inzwischen beinahe ganzjährig geöffnet haben, nur träumen. Bei ihm geht die Saison von Mitte April bis Mitte Oktober. Daneben ist Juan Manuel Ordinas auch Präsident der Mitte März gegründeten Associació Petits Hotels, der Vereinigung kleiner Hotels. Unter dem Dach der Pimem, dem Verband für kleine und mittlere Unternehmen, wollen Ordinas und seine Mitstreiter in Zukunft die Interessen vor allem der kleineren familiengeführten Hotels vertreten. Als Obergrenze für die Vereinigung setzt er rund 70 Zimmer fest.

Warum ist ein Verband kleiner Hotels nötig? Schließlich gibt es doch die FEHM, die die gesamte Branche abdeckt.

Viele Politiker und Bürger auf der Insel sind dieser Meinung. Aber Hotel ist nicht gleich Hotel. Eine große Kette mit unzähligen Hotels und Zimmern hat oftmals nichts mit unseren Hotels gemein. Wir werden überhaupt nicht wahrgenommen, sind schlicht inexistent. Wir haben uns mit einem Politiker unterhalten, der sich quasi entschuldigt hat, weil er nicht wusste, dass es unser Segment überhaupt gibt. Unser Ziel ist, diese kleinen Familienbetriebe sichtbar zu machen. Und auch gerade die, die vielleicht nur einen oder zwei Sterne haben oder ein einfaches Hostal ganz ohne Stern.

Politisch gewollt scheinen solche bescheideneren Hotels nicht gerade zu sein. An der Playa de Palma soll immer mehr Luxus Einzug halten. Wie gehen Sie damit um?

Das ist ein riesiges Problem. Seit vielen Jahren werden wir angegriffen. Die Politik versucht, uns auszuradieren. Die neueste Aggression gegen die kleineren Familienhotels ist die Entscheidung der Stadt Palma, nur noch Fünf-Sterne-Hotels im Stadtgebiet zuzulassen. Ich finde es schon sehr eigenartig, dass ausgerechnet ein linker Bürgermeister nur noch reiche Urlauber will. Das ist ja wie, wenn man auf den Straßen nur noch Mercedes-Fahrer zulässt. Die Renault-Fahrer müssen dann eben schauen, wo sie bleiben.

Aber gibt es denn, um im Bild zu bleiben, noch so viele Renault-Fahrer unter den Mallorca-Urlaubern?

Natürlich! Die kleinen Familienhotels auf der Insel haben rund zwei Millionen Gäste im Jahr, 14 Prozent aller Mallorca-Urlauber. Das sind viele junge Leute, Studenten, die sich kein Fünf-Sterne-Hotel leisten können. Wir können denen doch nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. Außerdem gibt es neben der Hotellerie auch noch andere Branchen, die von diesen Urlaubern leben, wie etwa der Handel oder die Gastronomie. Unsere Gäste kaufen ein und gehen auch essen - nur vielleicht nicht ganz so exklusiv. Und sie nutzen den öffent­lichen Nahverkehr.

Gerade die jungen Urlauber mit geringem Budget sind hauptsächlich für die Probleme mit dem Sauftourismus an der Playa de Palma verantwortlich.

Aber nicht nur. Außerdem darf man nicht den Fehler machen und von zwei verschiedenen Personengruppen ausgehen, wenn man von Urlaubern in Luxushotels und unseren Gästen spricht. Oft sind das dieselben Menschen. Die kommen mit ihren Kollegen oder einem Freundeskreis ein paar Tage zu uns an die Playa und feiern. Und im Sommer kommen sie dann mit ihren Familien und gehen in ein Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel. Wir können diese Art von Urlaubern nicht dämonisieren.

Sie sind nicht gerade ein Freund der Touristensteuer. Was stört Sie so daran?

Ich bin nicht prinzipiell dagegen, aber die Steuer ist von Beginn an falsch konzipiert. Man hat überhaupt nicht untersucht, wofür man die Steuer erheben will und wie hoch sie sein muss. Irgendjemand hat einfach zwei Euro gesagt. Und obwohl man nicht wusste, wie hoch der Einfluss der Urlauber auf die Umwelt ist, hat man sie im Jahr darauf einfach verdoppelt. Da fehlt mir ein klares Kriterium. Wir als Hoteliers müssen diese Steuer erheben, obwohl sie uns nichts bringt. Wieso lässt man die Leute nicht am Flughafen zahlen?

Die Steuer an sich hat allerdings bei den ­Urlaubern keine Akzeptanzprobleme.

Ja, das ist richtig. Aber wenn eine Familie bei einem 15-tägigen Mallorca-Urlaub in einem Vier-Sterne-Hotel 120 Euro Touristensteuer zahlen muss, dann gehen die Ausgaben eben woanders ab. Die meisten Urlauber kommen mit einem fest abgesteckten Budget, und wenn sie Touristensteuer bezahlen müssen, dann nehmen sie diesen Betrag ja nicht noch zusätzlich mit. Dann gehen sie eben weniger essen oder kaufen keine Souvenirs. Auch ist vielen immer noch nicht klar, wofür die Steuer eigentlich verwendet wird. Wissen Sie, wo das Geld hingegangen ist?

Die Projekte werden auf der Website illessostenibles.travel

Aber das wissen die Urlauber nicht. Außerdem soll jetzt der soziale Wohnungsbau oder die Umgestaltung des Paseo Marítimo zum Teil von den Einnahmen mitfinanziert werden. Das hat doch mit Tourismus nichts zu tun. Gleichzeitig ist die Gegend um unser Hotel hier in Arenal absolut verlassen von der Politik. Wir haben riesige Probleme mit der ­Sicherheit und der Sauberkeit. Ich bin seit 21 Jahren in dieser Gegend aktiv, aber habe keine einzige größere Investition vonseiten der Stadt gesehen. Klar, die Urlauber sind ja auch so gekommen. Aber die Wettbewerber erstarken, wir verlieren an Attraktivität.