Die Männer müssen zu viert anpacken. „Und los", ruft einer. Mit vereinten Kräften hieven sie die Eistruhe vom Anhänger des Treckers auf den Sandboden der Cala Agulla bei Cala Ratjada. Kurze Verschnaufpause, dann noch einmal anheben und das schwere Gerät in die kleine Hütte tragen. Wo sich an sonnigen Tagen Dutzende und zu Saisonbeginn bald Hunderte von Urlaubern rekeln, sind die Mitarbeiter von Playas de Capdepera schwer am Schuften. Es gilt, die Strandkioske im Osten von Mallorca aufzubauen und für den Besucheransturm an Ostern herzurichten.

Pedro Sánchez stößt dazu und begutachtet das Ergebnis. Insgesamt sieben Kühl- und Eis­truhen haben die Männer in dem nur 20 Quadratmeter großen Chiringuito platziert, jeder Zentimeter ist genau bemessen. Auch Steckdosen sind bereits angebracht, warten nur darauf, mit dem Stromgenerator verbunden zu werden. Pedro Sánchez, ein Namensvetter des spanischen Ministerpräsidenten, ist dafür verantwortlich, dass alle Strandkioske der Gemeinde Capdepera wieder zum Leben erwachen, wenn sich der Winterschlaf an den Küstenorten dem Ende entgegen neigt. Sein Arbeitgeber, das Privatunternehmen Playas de Capdepera, hat seit zwei Jahrzehnten die Lizenz für den Betrieb von einem Chiringuito am Son-Moll-Strand in Cala Ratjada, einem in Font de Sa Cala und den zwei Kiosken an der Cala Agulla.

„Zu Saisonende im Oktober müssen alle Kioske komplett abgebaut werden, um sie zu Ostern wieder aufzubauen", sagt Sánchez. Die Umweltschutzauflagen gestatten Kioske nur dann, wenn sie aus biologisch abbaubaren Materialien bestehen, eine Fläche von 20 Quadratmetern nicht überschreiten, gebührenden Abstand zum Meer und zu den Dünen wahren und im Winter spurlos verschwinden.

Mittlerweile sind Sánchez und viele seiner Mitarbeiter bereits geübt - an einem langen Arbeitstag und mithilfe eines Traktors schaffen acht Mann den Grundaufbau eines Chiringuito. „Dabei haben wir doppelte Arbeit, weil wir die Kioske in unseren Lagerhallen über den Winter stets aufgebaut lagern müssen, weil sich das Holz sonst verzieht und die Teile nachher nicht mehr zusammenpassen", sagt Sánchez. Bei insgesamt vier Kiosken brauche es einige Wochen Vorlauf, um alles herzurichten.

Zumal es mit dem Grundgerüst ja nicht getan ist. Sánchez schließt die Tür des zweiten Chiringuito am Cala-Agulla-Strand auf. Es soll erst nach Ostern eröffnen. Kühltruhen sind hier noch keine gelagert, stattdessen ist die kleine Bodenfläche übersät mit Schrauben, Werkzeug, Messgeräten und Kabeln. „Da kommt noch ein bisschen Arbeit auf uns zu", seufzt Sánchez, der diesen Chiringuito dann selbst betreiben wird.

Dass sich die Mühe dennoch lohnt, ist nicht von der Hand zu weisen. „Gerade im Mai und Juni, wenn viele deutsche Fußball- oder Handballvereine ihre Mannschaftsfahrten nach Cala Ratjada unternehmen, haben wir hier täglich Schlangen vor der Hütte", sagt Sánchez. Gleiches gelte für September, wenn die eher älteren Semester der Kegelklubs ihren Urlaub anträten. „Tatsächlich kenne ich mittlerweile viele meiner Kunden sehr gut, weil sie immer wieder kommen. Nicht nur in den selben Urlaubsort, sondern auch zum selben Chiringuito", sagt Sánchez. Deutsche, wundert er sich, scheinen ausgesprochene Gewohnheitstiere zu sein.

Dabei gibt es in allen Kiosken das gleiche Angebot zu den gleichen Preisen: Cola, Limonade, Café, Eis, Bier, Cocktails und Minipizzen. „An schwachen Tagen leeren wir ein Fass Bier, an starken vier." Mehrmals wöchentlich müssen die Lebensmittel neu geliefert werden - viel Platz zum Lagern gibt es in den Holzhütten nicht. Der Transport zum Strand will gut geplant sein - die letzte Strecke über den Sand überbrückt dann meist der Traktor, der auch für die Strandreinigung zuständig ist. Die fällt nämlich ebenso ins Aufgabengebiet von Pla­yas de Capdepera wie der Verleih eines Großteils der Sonnenschirme und -liegen. Genießen können Sánchez und seine Mitarbeiter den Strand im Sommer kaum - dafür ist zu viel zu tun. Gut, dass es den Winter gibt.